Jeckes ABC Die Traumrollen an den jecken Tagen
Im Rahmen des „Jecken ABC“ erinnern sich die WZ-Redakteure an ihre schönsten Erlebnisse in Sachen Kostüme. Da geht’s in erster Linie um das I wie Indianer. Viel Spaß dabei!
I wie Indianer lautet der Buchstabe, dem wir uns heute im „Jecken ABC“ der WZ widmen. In den Überlegungen für diese Serie haben wir beim Thema Kostüm festgestellt, dass gerade das des Indianers, beziehungsweise das derSquaw, eine besondere Anziehungskraft auf die Redakteure der WZ hat. Vor allem in der Kindheit schmückten sich einige Kollegen mit Federn und Kriegsbemalung. Es gibt aber auch andere Kostümierungen, an die wir uns heute gerne erinnern. Viel Spaß dabei!
Tobias Klingen: Ja, ja, die Indianer — die haben mich als Kind schon fasziniert. Egal, ob beim Spielen mit Playmobil-Figuren oder in Filmen mit Winnetou und Co. — ich war stets auf der Seite der Indianer. Cowboys, beziehungsweise die Soldaten der US-amerikanischen Truppen, waren nicht meine Lieblinge. So kam es, dass die Indianer stets meine Playmobil-Schlachten gewonnen haben. Anders als im richtigen Leben also.
Da verwundert es nicht, dass die Männer ohne Sattel auf dem Pferd — diese Info hatte ich meinem großen Bruder zu verdanken — mich auch an Karneval kostümtechnisch beeinflussten. Gut, ich war zwar auch mal als Cowboy unterwegs. Als Indianer mit Federschmuck und Tomahawk war ich mehrfach sowohl zu Kindergarten- als auch zu Grundschulzeiten unterwegs.
Und dann gab es 2016 auch noch ein Indianer-Comeback in meiner kostümierten Karriere. Zwar nicht zu Karneval, sondern anlässlich einer Kegeltour wurde mir in meinem Club das Kostüm von „Sitting Bill“ zugelost. Ja, ja, das hat gepasst. Howgh!
Kerstin Reemen: Indianerin — das war zu meinen Winnetou-Fan-Zeiten Mitte der 70er Jahre immer meine Traumrolle. Indianer wollte ich auf jeden Fall lieber werden als Cowboy. Doch dieses Spiel war eher eins nach Schule und Hausaufgaben, im Viertel, wenn wir nachmittags mit Freunden um die Häuser streiften. Da reichte die Fantasie, Kostüme brauchten wie nicht.
Als Kind mochte ich Karneval nicht, verkleiden und schminken ebenso wenig. Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit 20 Jahren ziehe ich jedes Jahr in Viersen, Süchteln und Dülken im Zug mit. Jedes Jahr planen wir von Neuem möglichst originelle, aber auch bequeme Kostüme für unsere Fußgruppe. Wir waren schon Farbtuben, Erste-Hilfe-Koffer, Eisverkäufer, Zeitungsjungen, Leseratten und Waschbären. I wie Indianer — der Wunsch wird auch immer wieder in Ideenrunden genannt. Aber verwirklicht haben wir ihn noch nicht. Aber man soll ja nie nie sagen. Und das passende Lied dazu singt Heino ja auch schon seit Mitte der 1970er Jahre: „Komm in meinen Wigwam, Wigwam. . .“
Barbara Leesemann: Ich bin in einer ziemlich karnevalsfreien Umgebung aufgewachsen. Erst in der Pubertät wurde ich mit Kostümen und Zügen vertraut gemacht. Und mochte das gar nicht. Meine Haltung überdenken musste ich aber, als mein Ältester kurz nach unserem Umzug nach Kempen in den Kindergarten kam. Dort wurde Karneval gefeiert und das Motto lautete: Dschungelbuch.
Nicht, dass sich der Vierjährige ein Kostüm ausgesucht hätte, das ich mal eben kaufen konnte. Nein, er wollte „Kaa“, die Schlange, werden. Also musste das Teil geschneidert werden. Ein Horror für mich, zumal sich meine Schwiegermutter weigerte, diesen Job zu übernehmen. Obwohl sie im Gegensatz zu mir nicht nur Talent dafür, sondern auch eine Nähmaschine hatte. Dennoch habe ich ein passables, gelbes Kostüm zustande gebracht. Und so angesteckt habe ich für mich — eine Elefantendame aus dem Trupp von Colonel Hathi — auch noch einen schicken Rüssel und zwei mächtige Ohren gezaubert. Mit Erfolg — selbst die Kindergartenleiterin hat mich nicht erkannt!
Werner Dohmen: Indianer? Kam im Hause Dohmen gar nicht in die Tüte! Als Kind kannte ich nur ein Kostüm: Cowboy. Natürlich mit Hut, Halstuch, knallendem Colt und einem aufgemalten Schnurrbart (schade, dass es davon kein Foto gibt). Die roten Fransen nähte mir meine Mutter vor den „tollen Tagen“ an meine normale Hose, am Aschermittwoch wurden sie wieder abgetrennt. Nur in einem einzigen Jahr hat mich jemand dazu überredet, den Indianer zu geben. Resulat: Ich trug zwar einen hübschen Federschmuck und einen Tomahawk — doch im Kampf mit den schießenden Cowboys zog ich damit fast jedes Mal den Kürzeren. Ist Sitting Bull und Co. ja ganz ähnlich passiert. Das Kriegsbeil habe ich deshalb nach Karneval ganz tief vergraben, um im nächsten Jahr wieder Cowboy spielen zu dürfen.
Peter Korall: Der Versuch meiner Mutter, mich als Husaren auszustaffieren, war optisch gelungen. Mit dem selbst genähten Kostüm sah ich im Kindergarten gut aus. Inhaltlich war’s ein Fiasko. Mit Husaren wollte ich nichts am Hut haben, mit treuen schon gar nicht. Indianer war cooler, besonders wenn man diesen riesigen Federkranz hatte. Den, den Pierre Brice immer dann anhatte, wenn die Friedenspfeife geraucht wurde. Sie wissen schon: Kräftig dran ziehen und den Rauch einmal in jede Himmelsrichtung pusten. Indianer hatte aber einen entscheidenden Nachteil: In der entscheidenden Schlacht verloren die „Indsmen“ immer, das kannte man aus aus den Filmen, in denen John Wayne, Clint Eastwood oder Pa Cartwright am Ende dem Sonnenuntergang entgegen ritten. Also schulte ich um, war fürderhin Cowboy. Mit Hut, Weste und Colt. Letzteren fand ich auch ganz pittoresk, als ich ihn zu einem ganz anderen, eher ungeliebten Gruppenkostüm, getragen habe: als Heinzelmännchen.