Freizeit In Lennep wird Wilhelm Conrad Röntgen wieder lebendig

Lennep · Ein Tag in Lennep: Familien können auf Forschungsreise im Röntgen-Museum gehen. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben sogar freien Eintritt, berichtet Melissa Wienzek.

Nanu, was ist denn da alles unter das Röntgengerät geraten? In einem dunklen Tunnel können Familien das eine oder andere Lebewesen, aber auch Gegenstände, sehen.

Foto: Roland Keusch

Was dieser Löwe wohl gefressen hat? Per Fingerdruck vergrößert sich das Bild auf dem riesigen Tablet. Hm, es muss irgendetwas sein, das Knochen hatte. . . Wer immer schon einmal einen Steinadler, einen Löwen oder den menschlichen Körper von innen sehen wollte, dem empfiehlt sich eine Reise ins Röntgen-Museum nach Remscheid-Lennep. Denn hier kann die ganze Familie auf Forschungsreise gehen.

Dabei gibt es nicht nur zahlreiche originale Exponate aus dem Leben des Entdeckers der Röntgenstrahlen, Wilhelm Conrad Röntgen, zu sehen, sondern auch anzufassen, zu hören und zu erleben. Viele Stationen sind interaktiv gestaltet – in diesem Haus wird es nie langweilig. Und das können Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sogar bei freiem Eintritt auf mehreren Etagen erforschen. Immer sonntags gibt es eine öffentliche Führung (siehe Infokasten).

Im ersten Stock sieht man am äußeren Rand die moderne Nutzung der Röntgenstrahlen auf beleuchteten, modernen Schautafeln. Wussten Sie, dass nicht nur Ärzte und Materialprüfer mit Röntgenstrahlen arbeiten, sondern auch Archäologen? „Früher musste man Mumien auswickeln, um sie zu erforschen. Dabei sind sie häufig zerstört worden. Heute schiebt man die Mumie in ihrer Binde in den Computertomografen“, erklärt Museumspädagogin Birgit Dömling. Warum der Pariser Louvre bereits 1924 Röntgengeräte einsetzte und was das Gehirn eines fossilen Höhlenbären bitteschön mit Röntgen zu tun hat – all das erfahren die Besucher auf dieser Etage. Ebenso gibt es in der Raummitte viele historische Geräte zu sehen.

Im vorderen Bereich kann sich jeder einen Moment lang wie Wilhelm Conrad Röntgen selbst fühlen: mit rotem Teppich, Rednerpult und verzierten Stühlen. In diesem nachempfundenen Nobelpreisraum brandet sogar Applaus auf, sobald man sich ans Pult stellt. In einem Schaukasten gibt es Röntgens Pfeife, Schal und Reisekissen zu sehen.

In diesem Omniskop wurden Untersuchungen durchgeführt. Das Gerät konnte rund um den Patienten gedreht werden.

Foto: Doro Siewert

Und hier wurde Geschichte geschrieben: Gleich nebenan befindet sich die originale Ausstattung, mit der der Lenneper 1895 die Röntgenstrahlen entdeckte. „Dazu brauchte man nicht nur eine riesige Vakuumpumpe, sondern auch einen Generator, der Starkstrom produzierte“, erklärt Dömling. Die erste Röntgen-Aufnahme? Die Hand von Anna Bertha Ludwig, Wilhelm Conrad Röntgens Ehefrau.

Nebenan können die Besucher sehen, was der Physiker tat, wenn er nicht gerade mit der Strahlenforschung beschäftigt war: fotografieren. Tipp: Kinder sollten hier unbedingt einmal in den Kletterfelsen reinschauen. . .

Im Anschluss bietet sich ein Bummel durch die Altstadt an

Das Röntgen-Museum befindet sich in der historischen Altstadt von Lennep. Nach dem Museumsbesuch bietet sich ein Bummel an.

Foto: Michael Schütz

Im mittleren Bereich steht das Feldlazarett des Deutschen Roten Kreuzes. In solch einer Szenerie, originalgetreu nachgestellt mit Transportstuhl und Liege, hat die Physikerin Marie Curie – erste weibliche Doppel-Nobelpreisträgerin – Ärzten im Ersten Weltkrieg gezeigt, wie man ein mobiles Röntgengerät benutzt.

Im dunklen Tunnel, der aus dem Gewölbekeller hinaufführt, gibt es einiges zu entdecken. Von den schwarzen Wänden leuchten dem Besucher Schmuck, Fische und sogar ein Handy entgegen – all das wurde einst unter ein Röntgengerät gelegt. Was da wohl alles dabei ist? Finden Sie es selbst heraus!

Im Keller gibt es unter anderem ein Röntgenlabor zu sehen, wie es Anfang des 20. Jahrhunderts in Hospitälern eingerichtet wurde. Auf der anderen Untergeschoss-Seite hält die moderne Technik Einzug. Wie sieht ein CT aus, wie ein MRT? Und wussten Sie eigentlich, wie groß die inneren Organe wie Leber und Magen sind? Nein? „Die gläserne Frau“, die sich auf einem Teller dreht, zeigt es Ihnen. Dazu gibt es Röntgenbilder auf dem Bildschirm und Erklärungen vom Lautsprecher. Hier findet sich auch das tolle Riesen-Tablet mit dem Löwen. Haben Familien alles erkundet, darf noch etwas im Museumsshop gestöbert werden. Hier ist sicher für jeden etwas dabei: vom Röntgen-Quartettspiel für 2 Euro über eine quietschgrüne Trinkflasche für 5 Euro bis hin zum T-Shirt (15 Euro) und zur Röntgen-Büste (40 Euro). Ein Rätselheft für die Kinder gibt es sogar gratis.

So sahen Röntgenlabore aus, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Hospitälern eingerichtet wurden. Übrigens geschah das oft im Keller.

Foto: Doro Siewert

Nach dem Museumsbesuch bietet sich ein Bummel durch die historische Lenneper Altstadt mit ihren bergischen Fachwerkhäusern und dem typischen Kopfsteinpflaster an. Hier gibt es zahlreiche Boutiquen, Cafés, Restaurants, Läden sowie weitere Kulturstätten. Familien können also einen ganzen Tag lang Urlaub in der Röntgenstadt machen.