Einst Schule, heute Wohnhaus
Die erste Folge der Serie „Leben im Denkmal“ stellt die ehemalige Schule in Herzkamp vor.
Herzkamp. "Nicht mal geschenkt", sagte seine Frau, als Dieter Hering 1970 vor der Überlegung stand, das ehemalige Schulhaus in Herzkamp zu kaufen. "Die Fenster haben geklappert, die Kamine waren ausgesottet, wir mussten mit einem Kohleofen heizen und die Sanitäranlagen entsprachen längst nicht dem damaligen Standard." Dieter Hering schmunzelt.
Er hat sich damals gegen seine Frau durchgesetzt, hat das Fachwerkhaus gekauft, obwohl ein Gutachter sagte: "Hände weg! Das ist ein Fass ohne Boden."
Und heute? Heute ist er Besitzer eines wunderschönen Fachwerkhauses, um das ihn viele beneiden. Nur: ganz Unrecht hatte der Gutachter von damals nicht. Die Familie Hering steckte im Laufe der Jahre eine Menge Geld in das Haus. "Davon hätte ich längst ein oder zwei Neubauten finanzieren können", sagt Hering. Nicht ohne Stolz führt er durch das Haus und erzählt, was es mit dem Gebäude auf sich hat.
"Die Gennebrecker Bauerschaft entschloss sich Mitte des 18. Jahrhunderts dazu, eine neue Schule zu bauen. Johann von der Mühlen stellte unentgeltlich ein Grundstück auf dem Herzkamp zur Verfügung - und dort errichtete die Bauerschaft ein Schulhaus. 1750 wurde es eingeweiht."
Bis 1836 wurde das Gebäude als Schule benutzt, im ersten Stock befand sich ein Gemeindesaal, unten waren die Schulräume und eine Lehrerwohnung. "Bis zu 230Kinder von Horath bis Schee besuchten die Schule", weiß Hering. Entsprechend weit waren die Wege und überfüllt die Räume. Dies monierte auch der Schulrat, so dass 1836 ein weiteres Schulhaus gebaut wurde, 1839 bauten auch die Horather eine Schule. Da zudem Gennebreck 1785 zur unabhängigen Kirchengemeinde ernannt und 1862 die entsprechende Kirche eingeweiht wurde, war das alte Schulgebäude überfällig.
"Die Gemeinde schenkte es der Kommune und die richtete dort Dienstwohnungen für Lehrer ein", erzählt Hering. 1966 zog er als Lehrer ein und zahlte 1,20DM pro Quadratmeter Miete. "Für die Instandhaltung des Gebäudes reichte das natürlich nicht". Kurz: die Kommune wollte das Gebäude loswerden und Dieter Hering griff trotz der Bedenken seiner Frau zu.
Bereut hat er es nicht, aber bis heute muss an dem Haus viel getan werden. Neue Fenster waren fällig, Leitungen, ein Heizungssystem, das Dach musste zwei Mal gedeckt werden - und seit das Haus seit 2003 unter Denkmalschutz steht, ist es nicht leichter geworden. Bauarbeiten dauern doppelt so lang und kosten doppelt soviel.
Hering nennt ein Beispiel: zwei Fenster mussten ersetzt werden. Hering holte einen Kostenvoranschlag ein und legte diesen der Denkmalbehörde vor. Die bestand allerdings darauf, dass die Fenster ihren ursprünglichen Vorbild gleichen mussten, mit dem Effekt, dass die Fenster nun doppelt so teuer waren.
Herings Fazit: Es ist nicht nur schön in einem Denkmal zu wohnen, man muss es sich auch leisten können.