Einzigartig: Ein Haus wie ein englischer Roadster
Seit 2002 lebt Familie Wunsch Auf dem Schee 3. Ihr Haus ist nicht immer praktisch, aber dafür unvergleichlich schön.
Herzkamp. "Unser Haus ist wie ein englischer Roadster", sagt Markus Wunsch. Diese Autos galten nie als komfortabel und hatten doch immer ihre Liebhaber, waren immer etwas Besonderes. Es mag gewagt erscheinen, ein Haus mit einem Auto zu vergleichen, aber das scheinbar schiefe Bild passt. Das Fachwerkhaus Auf dem Schee 3 ist nämlich nicht nur schön und etwas Besonders, sondern auch verwinkelt, ein bisschen schief und nach heutigen Maßstäben nicht eben praktisch.
"Wer gerne alles luftdicht hat, es akkurat liebt und ein Problem mit schiefen Wänden hat, der würde in diesem Haus nicht glücklich werden. Man muss es mögen", sagt Vanessa Wunsch, die mit ihrem Mann, drei Töchtern, einem Hund, einer Katze und zwei Hasen seit 2002 in dem Haus lebt.
Das Fachwerkhaus gehört zum Hof Overkamp und wurde 1860 als Altenteil gebaut. 1988 wurde es unter Denkmalschutz gestellt, seit 2002 lebt Familie Wunsch in dem urigen Haus. "Wir wollten damals gar nicht unbedingt in ein Fachwerkhaus ziehen. Wir haben uns einige Häuser, auch Neubauten angesehen, aber überzeugen konnten die uns alle nicht". Die Wahl fiel schließlich auf das verhutzelte Fachwerkhäuschen im Grünen und ehe die Familie dort einziehen konnte, musste erst einmal Hand angelegt werden.
"Da war wirklich Manpower gefragt", sagt Vanessa Wunsch und blickt ihren Mann an. Als Schornsteinfeger und Gebäudeenergieberater investierte er viele Arbeitsstunden in das eigene Heim. Zum Beispiel mussten sie die Fassade erneuern, nachdem in einer Nacht urplötzlich und mit lautem Knall eines der Gefache aus der Wand flog. Den letzten großen Arbeitsschritt bildete der Anbau. Er wird als Wohnzimmer genutzt und bildet bewusst einen modernen Kontrast zum historischen Fachwerk.
"Alles, was wir hier verändern, muss mit der Unteren Denkmalbehörde abgesprochen sein", erzählt Vanessa Wunsch. "Und wenn die sagen, normale Dachfenster sind nicht drin, sondern es müssen Gauben sein, dann kann man nicht viel machen". Speziell in diesem Fall konnte man aber doch: Denn als sich die Familie entschloss, endlich die Gauben zu bauen, offenbarte ein anderer Mitarbeiter der Denkmalbehörde, dass ganz normale Dachfenster sehr wohl möglich seien.
Sei es drum, längst hat sich Familie mit den Besonderheiten ihres Hauses arrangiert. Der gestrichene Absatz in der großen Wohnküche verläuft nun mal nicht parallel zur Decke. Und an manchen Stellen platzt eben immer wieder der Putz ab. Neue Schränke müssen unterfüttert werden, weil sie auf dem schiefen Boden kippeln. All das ist Normalität in diesem Haus.
Für Familie Wunsch überwiegen die Vorteile. Mitten im Haus steht ein großer Kachelofen, der im Winter das ganze Haus wärmt. Im Sommer bleibt es auch bei größter Hitze kühl und wenn abends die Sonne durch die Sprossenfenster in die Wohnküche fällt, gebe es keinen schöneren Ort, schwärmt die Familie.