Wuppertaler Traditionskneipen Barmer Kneipe ist Wohnzimmer für Bahner
Lothar Tepel sorgt zusammen mit seinen Kindern für eine familiäre Atmosphäre im Lokal.
Barmen. Standhaft inmitten eines sich wandelnden Umfelds. Wenn das auf Kneipen zutrifft, dann auch auf den „Onkel Ludwig“ gegenüber vom Barmer Bahnhof. Dort hat sich seit 25 Jahren weder der Wirt noch die Inneneinrichtung verändert. 1969 stand Lothar Tepel das erste Mal hinter der Theke in dieser Kneipe — mit kurzen Unterbrechungen bis heute. Drei Jahre lang soll es mindestens noch weiter gehen, dann habe er das halbe Jahrhundert voll.
„Alles was die Leute zu feiern haben, feiern sie bei mir“, berichtet der 66-Jährige. Viele Gäste kenne er persönlich, sie kämen schon seit Jahren und Jahrzehnten in die Gaststätte an der Winklerstraße. Ende der 60er-Jahre sei sogar Johannes Rau häufiger zu Gast gewesen.
1991 übernahm Tepel die Kneipe, vorher hatte er dort nur gearbeitet. Den Namen „Onkel Ludwig“ gibt es auch erst seitdem. „Der Vorbesitzer hieß so“, erklärt der Wirt. Passend zum Namen beschreibt er die Atmosphäre als sehr familiär, nicht zuletzt, da auch seine Kinder mithelfen. Den Ursprung seiner Kneipe datiert Tepel auf das Jahr 1889: „Ich habe eine Postkarte von damals gefunden, auf der sie zu sehen ist.“ Damals hieß die Kneipe noch „Reichsadler“.
Holzbänke und -stühle mit bunt gepolsterten Sitzkissen prägen die Gaststätte. Eine kleine Liebe zum Fußball bestätigt Lothar Tepel auf Anfrage. Die Fahne seines Klubs Köln datiert aber als letztes Jahr 1983. An einer anderen Wand hängt eine Fahne von Dortmunds Fußballclub, „Aber nur um die Bayern-Fans zu ärgern“, sagt Tepel und lacht kurz auf.
Etwa 80 Gäste kann er in seiner Kneipe an der Winklerstraße bewirten. „Gerade freitags wird das voll, da sollte man reservieren“, erklärt der gelernte Koch. Häufig würden bei ihm Stammtische wie der der ehemaligen Bundesbahner ausgerichtet. Sie kamen schon zu „Onkel Ludwig“, als noch mehr Betrieb auf dem Barmer Bahnhof war und nachts gearbeitet wurde.
Abwechslung bieten verschiedene Feiern, wie etwa ein Oktoberfest und Feten an Karneval. „Seit zwei oder drei Jahren ist hier das Vereinslokal der Karnevals Gesellschaft Colmar“, berichtet Tepel. Darüber hinaus hat er im April Live-Musiker zu Gast.
In den vergangenen Jahren ist es aber insgesamt ein wenig ruhiger geworden: „Heute kommen die Leute fast ausschließlich zum Essen“, erklärt Tepel. Dennoch blieben seine Gäste nicht mehr so lange wie früher. Seine Konkurrenz: Mobiltelefone, Computer und Co.