Bergische Marktführer (15): Impulsgeber für die Modeindustrie
Mit Spinnanlagen für Chemiefasern ist der Maschinenbauer weltweit Spitze.
Wuppertal. Wer setzt die Impulse, wie die Menschen sich weltweit kleiden? Ist es Karl Lagerfeld oder eher Jean Paul Gaultier? Roberto Cavalli? Wahrscheinlich sind es eher Dr. Klaus Schäfer, Entwicklungschef der Remscheider Oerlikon Barmag AG, und seine Kollegen. Denn mehr Bedeutung für den weltweiten Textilmarkt haben wohl die Entwickler der Remscheider Oerlikon Barmag.
Der Maschinenbauer mit Sitz in Lennep ist weltweiter Marktführer im Bereich Spinnanlagen für Chemiefasern wie Polyester, Nylon und Polypropylen sowie Texturiermaschinen, das sind Anlagen, die Chemiefasern eine „wollige“ Struktur verleihen. Seit 2004 hat die Chemiefaser weltweit die Baumwollfaser beim Einsatz überflügelt. Der Markt für Chemiefasern wächst weiter, weil modernste Technik eben die Kunstfaser immer „natürlicher“ machen kann.
Auch im Sektor Technisch Garn sieht sich Oerlikon Barmag als Marktführer bei den dafür erforderlichen Maschinen: Technisch Garn wird etwa eingesetzt für Reifencord, Planen, Förderbänder, Airbags oder für Sicherheitsgurte. Weltweit arbeiten mehr als 1700 Mitarbeiter für Oerlikon Barmag, in der Lenneper Zentrale sind es rund 750.
Hier schlägt auch das Herz des Unternehmens, ist das Technikum, in dem die Maschinen für den Weltmarkt entwickelt und getestet werden. Ein Beispiel: Auf der Barmag-Spinnmaschine wird geschmolzenes Kunststoffgranulat durch feinste Düsen gepresst. Die dabei entstehenden Endlosfasern, auch Filamente genannt, werden zu Fäden gebündelt. Ein Spulkopf wickelt diese Fäden auf.
Für eine Garnrolle mit 200 Meter Faden benötigt die neuste Barmag-Spulmaschine „Wings“ dabei weniger als eine Sekunde. Wings ist ein Verkaufsschlager, weil die Anlage nicht nur hohes Tempo bringt, sondern auch noch sehr raumsparend arbeitet.
Die Barmag ist ein echtes „Kind“ des bergischen Großstädtedreiecks, entstand am 27. März 1922 in Barmen. Damals gründeten die Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG und die N.V. Nederlands Kunstzijde Unie Enka die Barmer Maschinenfabrik Aktiengesellschaft. Diese Barmag verlegte 1927 den Sitz nach Lennep und wurde mit in den Spitzenzeiten bis zu 4500 Beschäftigten größter Arbeitgeber der Region.
Das Geschick der Barmag ist dabei zuletzt mit dem Aufstieg Chinas und allgemein Asiens verbunden. Dort liegen heute auch die Hauptabsatzmärkte für Barmag-Anlagen. Barmag-Maschinen wurden kopiert, das Unternehmen geriet unter Preisdruck. Auch ein Hightech-Land wie Japan entwickelt Chemiefasermaschinen. Immer wieder musste die Barmag neue Strukturen schaffen, um im Preiskampf mithalten zu können.
Jahrelang wurde in Lennep Arbeit ausgelagert, teils in Ausgründungen vor Ort, teils ins Ausland. Heute sind 1700 Mitarbeiter je zur Hälfte in Europa und in Asien für die Barmag tätig. Allerdings ist die eine zeitlang auch börsennotierte Barmag heute eine Zweigniederlassung der Oerlikon Textile, die zum Schweizer Technologiekonzern Oerlikon AG zählt.
Selbstbewusst blickt Barmag voraus. China habe heute auch Know-how. Bei der Barmag besitze man aber auch darüber hinaus das „Know-why“. Man sieht hinter die Dinge und ist kreativ und innovativ in Bezug auf die Zukunft.