Wuppertaler Engel Der Engel hinter den Kulissen
Karola Brüggemann ist seit Jahren eine wichtige Stütze im Kinder- und Jugendtheater.
Wuppertal. Karola Brüggemann ist immer da. Ob am Einlass bei den Aufführungen des Kinder- und Jugendtheaters, morgens im Sekretariat oder bei den Proben zu einem neuen Stück als Regieassistentin, Organisatorin und Trösterin: Die 60-Jährige ist der Engel des Kinder- und Jugendtheaters.
„Wir könnten dieses Theater gar nicht ohne so viel Ehrenamt betreiben. Und Karola springt überall da ein, wo Not am Mann ist“, schwärmt Theaterleiter Lars Emrich. „Sie hat immer gute Ideen, wie man Dinge doch noch löst, die unlösbar scheinen.“
So hilfsbereit ist die Ehrenamtlerin, dass nach ihr sogar eine theaterinterne Auszeichnung benannt wurde: Für besondere Verdienste wird der „goldene Brüggemann“ verliehen. Nach einem Jahr muss der Empfänger die auf einem Podest stehende Figurine wieder ans Theater zurückgeben, alle Preisträger sind darauf eingraviert.
Angefangen hat ihr Einsatz noch zu Herwig Marks Zeiten, den Karola Brüggemann noch aus ihrer eigenen Schulzeit kannte. Obwohl ihre drei Kinder damals noch sehr klein waren, fuhr sie immer öfter ins Theater. Im Februar 1993 begann sie dann mit einem Minijob an drei Vormittagen im Sekretariat.
„Die Kinder kamen damals oft mit ins Theater.“ Das prägte sie für ihr Leben: Tochter Hannah half als Jugendliche viel in der Schneiderei und fand dadurch ihren Beruf. Sie arbeitet heute als Bühnenschneiderin am Schauspielhaus Bochum. Sohn Manuel wurde mit zehn Jahren an den Verfolger-Scheinwerfer gestellt, „damit er was zu tun hatte“. Er leitet bis heute die Technik-Abteilung des Kinder- und Jugendtheaters.
Auch die Älteste, Michaela, packte immer wieder mit an. „Das Schöne daran war: Wir hatten immer ein nettes Gesprächsthema, wir hatten etwas Gemeinsames“, betont Karola Brüggemann. Wenn sie Zeit hatte, half die studierte Maschinenbau-Ingenieurin in den Werkstätten. „Ich fand das alles spannend.“
Wenn es kurz vor den Aufführungen knapp wird mit den Kostümen, setzt sich Karola Brüggemann bis heute an die Nähmaschine. „Bei der Staubelfe im Drachenreiter haben wir 50 Meter Tüllstreifen vernäht — das dauert.“ Für die Schneekönigin strickte sie abends vor dem Fernseher Schals und Mützen. Früher musizierte Karola Brüggemann bei den Vorstellungen oft am Klavier, am Akkordeon oder spielte Gitarre. Den Einlass machte sie zur Not im Kostüm - jedenfalls, wenn sie nicht schon in der ersten Szene auf der Bühne sitzen musste.
Viel Zeit schluckt die Aufgabe als Regieassistentin: Dann nimmt sie nicht nur an allen Proben teil und hat einen scharfen Blick auf die Details; sondern sie macht oft auch den Probenplan, behält den Überblick über die Termine und leitet Änderungswünsche an die Werkstätten weiter.
Bei den Vorstellungen sind die Regisseure nicht immer dabei - dann hat die Regieassistentin die Leitung. „Man muss auch gucken, dass das Stück bis zum Ende so bleibt, wie es sein soll.“ Gerade die Gastspiele seien eine Herausforderung. Meist begleitet Karola Brüggemann das Team vom Auf- bis zum Abbau und entscheidet, von wo die Schauspieler diesmal die Bühne betreten und wo die Requisiten im anders gestellten Bühnenbild liegen.
Seit einigen Jahren übernimmt sie zusätzlich die Theaterfotografie und versorgt auch die WZ mit aussagekräftigen Fotos. „Manchmal ist es gar nicht so leicht, ein eigenes Zeitfenster für die Fotos zu bekommen“, erzählt Karola Brüggemann. Das dunkle oder farbige Licht stellt die Fotografin vor eine Herausforderung: „Wenn zu viele Rotanteile drin sind, wird das total matschig.“ Ihr Vorteil: Sie weiß genau, wer wann auf der Bühne wohin läuft. So kann sie genau im richtigen Moment auf den Auslöser drücken. Und manchmal übernimmt die Allround-Frau auch selber eine Rolle.