Wuppertaler Engel Hary macht die Haare schön

Der Essener Friseurmeister frisiert Kunden der Tafel kostenlos.

Wuppertaler Engel: Hary macht die Haare schön
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Zwei große Spiegel — Relikte eines Kleiderschranks — lehnen an der Wand. Davor steht Hary mit Schere oder Rasierer und schneidet seinen Kunden die Haare. Seit gut einem Jahr kommt der Friseurmeister ehrenamtlich drei Vormittage pro Woche in die Wuppertaler Tafel, um dort kostenlos zu frisieren. „Ich gehe immer zu Hary zum Haare schneiden, das ist wirklich prima“, sagt Ralph Röhrig, für den Hary wirklich ein Engel ist.

Der Kontakt zur Tafel entstand zufällig: „Vorletzten Sommer bin ich an der Ronsdorfer Talsperre gewandert. Danach habe ich mich auf den Berliner Platz gesetzt und eine Flasche Bier getrunken“, erzählt Hary. Dabei sei er mit einem Anwohner ins Gespräch gekommen, der ihm sagte, dass die Tafel einen Friseur sucht. Seitdem kommt Hary immer mit der Bahn aus Essen. „Da erlebt man oft Abenteuer, wie Ponys auf der Strecke.“ Doch der 73-Jährige schätzt es, wieder gebraucht zu werden: „Arbeit hat ja auch Unterhaltungswert — und Plaudern gehört ja zum Haare schneiden dazu.“

Nur die Ausstattung könnte noch besser werden. Zwar wurde der Tafel mal ein Friseurwaschbecken mit Sessel geschenkt, aber das sei sehr unbequem, bemängelt der Friseurmeister. Außerdem erzeuge der kleine Warmwasserbereiter zu wenig warmes Wasser, noch dazu ohne gleichbleibende Temperatur. Deshalb müssen die Kunden derzeit ihre Haare zu Hause waschen. „Aber manchmal kommen auch Obdachlose — da wäre ein Waschbecken schon gut“, seufzt Hary.

Die meisten seiner Kunden sind Männer, etwa 20 Prozent Frauen. Sie kommen spontan, ohne Termin. Nur wenn sich zu viele Menschen im kleinen Wartebereich drängen, verschiebt Hary sie auf den nächsten Tag und notiert dann auch Termine in einem kleinen Büchlein. Seine Kunden sind sehr zufrieden: „Er ist super nett“ und „die Frisur ist genau so, wie man es sich wünscht“, loben die wartenden Frauen und Männer.