Wuppertal Darum schaden die Grünen mit Jörg Heynkes ihrer Partei

Der Platz auf der Liste für die Landtagswahl nützt nur dem umtriebigen Unternehmer vom Arrenberg, der als unabhängiger Kandidat antritt.

Jörg Heynkes

Jörg Heynkes

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Eines ist am Freitag vergangener Woche auf dem Kreisparteitag deutlich geworden: Die Grünen sind angekommen im Kreis der etablierten Parteien. Die Positionierung des Arrenberger Unternehmers und Vizepräsidenten der hiesigen Industrie- und Handelskammer, Jörg Heynkes (54), war offenbar so gut vorbereitet, dass sich die Delegierten dem Vorschlag ihrer Parteiführung anschlossen. Dass dies mehrheitlich, also nicht einstimmig geschah, zeigt jedoch auch, dass es bei den Grünen Zweifler gibt, Zweifler daran, dass es richtig ist, einem Nicht-Mitglied der Partei einen Platz auf der Liste der Grünen für die Landtagswahl im Mai nächsten Jahres zu gewähren. Sie fürchten, dass der Nutzen allein beim unabhängigen Kandidaten Heynkes liegt und ihre Partei dagegen Schaden nimmt. Es spricht einiges dafür, dass sie recht haben.

Denn Jörg Heynkes ist zwar der Mann, der den Arrenberg maßgeblich vom Problem- zum Vorzeigeviertel entwickelt hat, er kämpft auch für Elektro-Mobilität und mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Diese „grünen“ Ziele vertritt er aber nicht für die grüne Partei, sondern in eigener Sache. Seine Ankündigung auf dem Parteitag, im Wahlkampf auch eigene Schwerpunkte zu setzen, darf von seinen Listengastgebern denn auch als Warnung verstanden werden. Heynkes greift auf einen funktionierenden Parteiapparat zurück, ohne sich mit der Partei zu verbinden.

Für die Grünen ist das aller Voraussicht nach ein schlechtes Geschäft. Sie hat nun einen Kandidaten auf ihrer Liste, der nicht ausdrücklich das grüne Wahlprogramm propagiert. Statt dessen sendet die Partei das Signal aus, in den eigenen Reihen kein geeignetes Personal finden zu können. Das ist nach innen wie nach außen eine schlechte Kommunikation. Sie ist umso schlechter, als es nach der Wahl im Mai noch mehr als bisher auf die Grünen ankommen könnte. Stand der Umfragen ist, dass SPD und CDU gleich stark über die Ziellinie gehen werden. Da unweigerlich auch die ultrarechte Alternative für Deutschland (AfD) in den Landtag einziehen wird, kommen auf die Grünen schwierige Fragen zu.

Die zu beantworten, braucht es ein klares Profil und im Landtag letztlich eine Fraktion, die aushalten kann, was die Parteispitze verordnet. Wenn die Grünen eine Große Koalition verhindert wollen, müssen sie sich auf Partnerschaften mit SPD und Linke einlassen, falls die Linke die Fünf-Prozent-Hürde überwindet, oder sie muss mit der CDU und der FDP eine Jamaika-Koalition bilden. Für beides braucht sie eine homogene Fraktion. Unabhängige Kandidaten können dann zum Problem werden. Und gerade Jörg Heynkes ist jemand, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält, unter keinen Umständen. Das hat er im Zwist mit dem IHK-Präsidenten Thomas Meyer eindrücklich bewiesen.

Und noch etwas ist für die Grünen von Nachteil an der Konstruktion mit dem unabhängigen Kandidaten auf der Parteiliste. Sollte Heynkes Erfolg haben, was angesichts der Konkurrenten Andreas Bialas (SPD) und Hans-Jörg Herhausen (CDU) nicht vollständig ausgeschlossen ist, dann ist es der Triumph von Jörg Heynkes und nicht der Erfolg der Grünen. Die haben allein den Vorteil, dass sie den Misserfolg im Falle eines Falles delegieren können — Jörg Heynkes ist ja keiner der ihren, und das Parteiprogramm hat er dann vermutlich ja auch nicht vertreten. Das Risiko aber überwiegt diesen Nutzen. Eine gut aufgestellte, selbstbewusste Partei braucht ihre Listenplätze nicht Quereinsteigern zur Verfügung zu stellen. Unabhängig von Heynkes schaden sich die Grünen mit dessen Kandidatur auf Parteiticket.