Landtagswahl NRW NRW ist schwarz, Wuppertal rot

Die drei Wahlkreise haben die Kandidaten der Sozialdemokraten gewonnen, aber die CDU jubelt.

So hat Wuppertal gewählt.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Die Reaktionen reichten von „toller Tag“ über „mal abwarten“ bis zu „Schlag ins Gesicht“. Die einen erklommen den 7. Himmel, die anderen wähnten sich auf der Reise in die Hölle. Auch in Wuppertal hatten die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl ein knappes Ergebnis erwartet. Aber die meisten waren doch ziemlich sicher, dass sie die CDU im Stammland der SPD hinter sich lassen würden. Die Prognose um 18 Uhr schlug denn auch ein wie eine Bombe.

Foto: Anna Schwartz

„Katastrophe“, war das einzige Wort, zu dem ein Parteifunktionär sich auf dem Flur vor dem Fraktionsbüro der SPD im Rathaus durchringen konnte. Hinter der blickdichten Glastür herrschte beinahe lähmendes Entsetzen. Als Erster konnte sich Oberbürgermeister Andreas Mucke zu einem Kommentar durchringen. Für ihn hatte sich die Wende zum Schlechten für seine Partei in den vergangenen Tagen angedeutet. Dass der Wahltag mit dem Regierungswechsel in Düsseldorf enden würde, nahm ihn dennoch mit. „Aber zu einer Wahl gehört auch, dass man dem Sieger gratuliert“, sagte Mucke.

Wahlparty im Wuppertaler Rathaus
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Wahlparty im Wuppertaler Rathaus

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Ein Stockwerk höher im ehemaligen Ratscasino feierte die Wuppertaler CDU den schönsten Tag ihrer jüngeren Parteigeschichte. Der Landtagsabgeordnete und Parteivorsitzende Rainer Spiecker sagte: „Wir haben Rot-Grün nach sieben Jahren abgewählt.“ Er sei davon überzeugt, dass Armin Laschet das Land als Ministerpräsident wieder nach vorn bringen werde.

Die FDP hatte mit ihrem historischen Ergebnis allen Grund zur Freude. Kurz nach den ersten Prognosen interpretierte der Fraktionschef der FDP im Stadtrat, Alexander Schmidt, das beste Ergebnis seiner Partei in der Geschichte des Landes sachlich nüchtern. Das habe sich in den vergangenen Monaten angedeutet. „In unserem Kreisvorsitzenden Marcel Hafke haben wir einen der führenden Landtagspolitiker in unseren Reihen“, sagte Schmidt.

Bei den Grünen reagierte Ratsherr Peter Vorsteher gefasst. „Ich bin froh, dass die AfD nicht so viele Stimmen bekommen hat, wie noch vor wenigen Wochen zu befürchten gewesen ist.“ Das Ergebnis seiner Grünen betrachtete er ebenso nüchtern wie die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Stadtrat, Anja Liebert, und der Ratsherr sowie Landtagskandidat Klaus Lüdemann.

Ihr Ziel, den unabhängigen Kandidaten Jörg Heynkes in den Landtag zu bringen, haben die Grünen auch verfehlt. Zwar erzielte der Unternehmer vom Arrenberg im Wahlkreis II gegen Andreas Bialas von der SPD und Jörg Herhausen von der CDU ein beachtliches Ergebnis. Aber auch seine fast 15 Prozent reichten nicht für das Direktmandat.

Alle drei Wuppertaler Wahlkreise gingen wie schon 2012 an die Sozialdemokraten Dietmar Bell, Andreas Bialas und Josef Neumann. Aber wie Heynkes zog sich auch der erst 23 Jahre alte CDU-Kandidat Björn Brick im Wuppertaler Osten mit gut 31 Prozent achtbar aus der Affäre.

Für Verdi-Geschäftsführer Daniel Kolle brechen für seine Gewerkschaft nun schwierigere Zeiten an. „Wir müssen uns natürlich auf neue politische Gesprächspartner einstellen“, sagte er. Mit Blick auf die Erfahrungen mit der Regierung Rüttgers will Verdi „früh Themen besetzen, damit nicht wieder dieselben Probleme auftreten“. Damals gab es zwischen Verdi und der Landesregierung gravierende Meinungsverschiedenheiten unter anderem über das Tariftreue- und Vergabegesetz sowie zum Kinderbildungsgesetz Kibiz.

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtrat, Michael Müller, rechnet durch das Ergebnis der Landtagswahl mit Folgen für die Stadtpolitik. „Ich bin sicher, dass das Auswirkungen auf unsere künftige Arbeit hier in Wuppertal haben wird“, sagte er.

Alexander Schmidt hofft, dass das Ergebnis seiner FDP im Stadtrat zu mehr Respekt und Akzeptanz für Vorschläge und Ideen der Liberalen führen wird.