Wahlkampftour Bodo Ramelow (Linke) - Hoher Besuch aus dem Westen des Ostens

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) machte auf Wahlkampftour für seine Partei Station in Wuppertal.

Wahlkampftour: Bodo Ramelow (Linke) - Hoher Besuch aus dem Westen des Ostens
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Der Mann versteht zu überraschen. „Thüringen ist der Westen des Ostens“, sagt Bodo Ramelow beispielsweise und lässt beeindruckende Statistiken folgen. Der Ministerpräsident des neuen Bundeslandes schleudert seinen Westdeutschen Zuhörern gleichsam um die Ohren, dass Thüringen das Land mit den meisten Industriebetrieben pro 1000 Einwohnern ist und in der Statistik Industriearbeitsplätze pro 100 Einwohner bundesweit auf Platz vier von 16 rangiert.

Das mag angesichts der Soli-Milliarden und geförderten Firmenansiedlungen aus dem Westen nicht weiter verwundern. Überraschend ist aber, dass ein Linker mit diesen Daten hausiert, dass er gleichzeitig für eine starke Wirtschaft, für gesunde Unternehmen wirbt, die dauerhafte Arbeitsplätze schaffen. All das klingt so gar nicht nach linkem Programm, hat nichts von der Robin-Hood-Programmatik, nach der den Reichen genommen, was den Armen gegeben wird. Aber Ramelow ist dennoch ein Linker. Aus Überzeugung. „Ich war parteilos und bin 1999 in die damalige PDS eingetreten.“ Seinen Genossen, vor allem jenen mit DDR-Geschichte, rät er, sich nicht dauernd für die Vergangenheit zu entschuldigen, sondern nach vorn zu denken.

Thüringens Ministerpräsident (61) kann denn auch anders. Selbstverständlich ist soziale Gerechtigkeit sein Hauptthema als Politiker. In der drohenden Altersarmut sieht er das Dynamit, das die Gesellschaft einmal sprengen könnte. Arm und Reich klaffen zu weit auseinander. Riester-Rente und Lebensversicherungen sind angesichts ausbleibender Rendite aus Sicht Ramelos schamlose Mogelpackungen, deretwegen die Bürger sich eigentlich „verarscht“ fühlen müssten. Den Lösungsvorschlag teilt der Ministerpräsident mit der SPD. Die will nach der Bundestagswahl mit niemandem koalieren, der gegen eine Bürgerversicherung ist. Das ist Wasser auf die Mühle Ramelows. „Jeder zahlt ein“, schlägt der Linke vor. Mit „jeder“ meint er auch Beamte und Freiberufler.

Ramelow hat Wurzeln im Westen. Er stammt aus Hessen, hat Einzelhandelskaufmann gelernt und ist über die Gewerkschaftsarbeit zur Politik gekommen. Seit 2014 ist er der erste linke Ministerpräsident eines deutschen Bundeslandes. Dass Thüringen immer noch steht, sich sogar gut entwickelt, besser jedenfalls als NRW, verschweigt er seither bei keiner Gelegenheit. Warum auch?

Ramelow gehört jenen, die das Ende der Geldflüsse nach Himmelsrichtung fordert. „Wir müssen nach Bedarf fördern“, sagt er. Und in NRW, in Wuppertal sieht er reichlich Bedarf. Für ihn sei es spannend gewesen, die Stadt von einer Seite aus kennenzulernen, die nicht nur glänzt. Sein Tross traf sich mit den Wuppertaler Linken unter Führung von Gunhild Böth in Oberbarmen, besprach sich in der Färberei mit Leuten, die den Stadtteil entwickeln und dabei den sozialen Zusammenhalt wahren wollen. Er besuchte das Engelshaus und den Engels aus China. „Interessant, beeindruckend“ fand er die Skulptur aus China, nicht schmeichelnd. Sie bilde mit der Skulptur von Alfred Hrdlicka, den er persönlich gekannt habe, eine tolle Sichtachse auf das Engelshaus. ll

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