Oliver Walgenbach (FDP) kocht: Einfach, aber geschmackvoll
Der Liberale tritt für die FDP zur Landtagswahl an. Seine Aussichten sind gleich null. Der Schwelmer nimmt’s mit Humor — genau wie seine überschaubare Kochkunst.
Wuppertal. Wie der Schein doch trügen kann. Die sportliche Figur, die regelmäßigen Besuche im Fitness-Studio sind unübersehbar, das halblange blonde Haar — ein Typ wie gemacht für einen Mazda MX 5. „Witzig, ich habe tatsächlich mal so einen Wagen gefahren“, sagt Oliver Walgenbach.
Aber alles andere am Aufreißer-Anschein ist Missverständnis. Walgenbach ist ziemlich bodenständig, normal, für ein Leben in Saus und Braus hätte er in diesen Tagen und Wochen auch gar keine Zeit. Der Schwelmer tritt für die Wuppertaler FDP zur Landtagswahl an. Chancenlos. „Wenn wir 44 Prozent bekommen, bin ich drin“, witzelt er.
Welches Süppchen kochen Sie?
Dass Walgenbach seine Kandidatur dennoch ernst nimmt, beweist schon seine Bereitschaft, den Gast aus der WZ-Redaktion zu bekochen. Das ist schließlich ein Wagnis für jemanden, der vorgibt, nicht kochen zu können. Er kann es wirklich nicht. Da trifft es sich ganz gut, dass der Journalist nicht als Gourmet auf die Welt gekommen ist. Geschmeckt hat es aber trotzdem. Sehr gut sogar. So viel vorweg.
Walgenbach mag kein Koch sein, aber er weiß sich zu helfen. „Ich habe Steak gekauft“, sagt der 51 Jahre alte Schwelmer. Und schon ist es in der Pfanne, Margarine dazu. Medium? Well done? Der Gast kann kein Blut sehen, Walgenbach selbst ist hartgesottener. Das Steak brutzelt vor sich hin. Auf dem Tisch warten Oliven und eingelegte Tomaten.
„Ich brauche nicht jeden Tag Fleisch“, sagt der Politiker. „Lieber weniger, dafür besser. Billig muss nicht sein. Wovon soll der Bauer denn dann leben?“, fragt er. Dass Walgenbach mit dieser Einstellung zu Viehzucht und Verzehr grünentauglich wäre, weist der entschieden zurück. „Dann wäre ich für den Veggie-Day“, sagt er. Keine Chance.
Walgenbach mag Parteien nicht, die den Menschen sagen, wie sie leben sollen. Bürokratie ist ihm ein Graus, privat vor Staat ist auch etwas, das ihn mit der FDP verbindet. Er findet, dass jeder Verantwortung für sich übernehmen sollte.
Er glaubt, dass es grundsätzlich besser ist, Menschen in Arbeit zu bringen, anstatt sie mit Hartz IV langsam aber sicher ihres Antriebes zu berauben. „Die FDP ist die Partei für ein selbstbestimmtes Leben“, sagt er. Deshalb sei sie seine Partei.
Walgenbach folgt dieser Maxime mit bemerkenswerter Konsequenz. Seine Arbeitsstelle hat er jüngst aufgegeben — nach 22 Jahren. „Ich war dort glücklich und zufrieden, hatte den besten Chef, den man sich wünschen kann. Aber dann ist der Betrieb an einen Konzern verkauft worden. Und für Konzerne arbeite ich nicht.“ Basta. Der Schwelmer hat schnell einen neuen Arbeitgeber gefunden. Die Größe stimmt, die Firmenkonstruktion auch. Das Steak wird.
Dieser Gastgeber ist keiner, der sich in ein Korsett pressen lässt. Andere hätten für den Zeitungsauftritt vielleicht versucht, irgendwie irgendwas aus Topf und Pfanne zu zaubern, um ja den Schein zu wahren. Walgenbach nicht. Kochen ist Nebensache. Auch an diesem Abend. So ein Stück Fleisch ist schnell zubereitet.
Umso mehr Zeit bleibt dann für das Gespräch. Das könnte in der Küche kaum stattfinden. „Die Wand kommt raus“, kündigt Walgenbach an. Selbst ein schlanker Koch stößt hier an Grenzen. Im wahrsten Sinne. Das stört, das wird geändert.
So ähnlich ist Oliver Walgenbach in die Politik und an die FDP gekommen. Es war Kaffeezeit vor etwa zehn Jahren. Er saß mit Mutter und Bruder im Garten, als der Bruder über Politik nölte und kein Ende fand. „Ich sagte, dann mach doch selbst mal was. Mein Bruder erwiderte: Mach du doch. Irgendwie hatte er auch recht.“
Zur FDP hat der heutige Wuppertaler Landtagsabgeordnete Marcel Hafke den Schwelmer gelotst. Die Ideen lagen und liegen ihm. Die Grundhaltung überzeugt. Also macht Walgenbach mit, ist im Kreisvorstand und Vorsitzender der FDP im Wuppertaler Osten.
Das erweckt den Anschein von Parteisoldat. Aber das ist der 51 Jahre alte Kaufmann nicht, bestimmt nicht. Dafür liebt er seine Unabhängigkeit zu sehr. Er ist Single. Auch das, weil er es so will.
Walgenbach reist gern. Die Vereinigten Staaten sind sein Lieblingsziel. Demnächst soll es allerdings auch einmal Kanada sein. Reisen bedeutet ihm so viel, dass es ihm nicht schwerfällt, zu verzichten, um sich die Urlaube leisten zu können. „Ich bin ein Sparfuchs“, sagt er.
Am Essen spart Oliver Walgenbach offenbar nicht. Das Steak ist wunderbar, einfach, schnörkellos, aber geschmackvoll. Dafür hätte die FDP am Sonntag 44 Prozent verdient. Aber Parteien werden ja nicht an der Kochkunst ihrer Kandidaten gemessen. Also wird der NRW-Landtag auch in Zukunft ohne den Liberalen aus Schwelm auskommen müssen.