Leben im Denkmal (22): Ein Schatz am Rande des Mirker Hains

Die neuen Besitzer öffneten erstmals die Türen für die Öffentlichkeit.

Uellendahl. „Ohne Sorge“ oder vielmehr die französische Übersetzung „Sanssouci“ steht für das Hohenzollernschloss von Friedrich II. in Potsdam. Ab 1745 errichtet, wurde es Inbegriff für herrschaftliche Lustbarkeiten. Das Wuppertaler Pendant Sans-Souci an der Kohlstraße kann da zwar mit dem ausladenden Namensgeber nicht konkurrieren. Schön anzuschauen ist das Denkmal aber trotzdem. Es ist, wie die Stadt formuliert, „im historischen Kern ein 1890 für den Elberfelder Bankier August von der Heydt (1851-1929) errichtetes klassizistisches Fachwerkhäuschen“.

Als solches wurde es 2013 verkauft und anschließend zu Wohnzwecken hergerichtet. Die neuen Besitzer, Nelly und Jörg Dasbach, gewährten am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals interessierten Bürgern Einlass. Freilich war die gute Stube zu dem Zeitpunkt noch nicht bezogen, denn einige Arbeiten, darunter der Anstrich der Tapeten, stehen noch aus.

Drei oder vier Wochen, dann wollen die Dasbachs einziehen. Etwa 120 Quadratmeter stehen ihnen im Wohnbereich zur Verfügung, dazu ein Garten von etwa 1000 Quadratmetern Größe. Auf dem neu angehäuften Mutterboden hat sich bereits Gras ausgesät. Jörg Dasbach will sich „nicht zum Sklaven des Gartens machen“ und möchte deshalb vor dem Haus eine Wildwiese sprießen lassen. Die angrenzende Terrasse ist noch nicht fertig und stellt die nächste größere Aufgabe dar.

Bis zu ihrer Fertigstellung birgt der Aufgang zum Haus seine Tücken, denn die alten Stufen reichen nicht bis zum Fußboden des Wohnbereichs hinauf, der durch Dämmung und Holzdielen gegenüber dem alten Niveau beträchtlich erhöht ist. Die Stolperfalle bereiteten den älteren Besuchern am Sonntag einige Schwierigkeiten. Einmal im Haus, waren die Gäste vom Innenleben durchaus angetan. Kaminöfen deuten wohlige Wärme für die kommenden Monate an, das Bad erhält durch einen eingelassenen Spiegel großzügige Konturen, eine Holztreppe im Innern gewährt Zugang zu den beiden Zimmern im Anbau.

In den frühen Wochen der Sanierung sei nur noch das nackte Fachwerk zu sehen gewesen, erinnert sich Jörg Dasbach. Inzwischen sind die Wände neu verschiefert, das Dach neu gedeckt und die Inschrift über dem Eingang restauriert. „Sans-Souci 1890“ ist dort zu lesen und entspricht so auch der Erinnerung von Paul Weiter. 1950 geboren, ist er in diesem Haus aufgewachsen. Seine Eltern Paul und Anne-Liese Weiter waren mit der Familie Von der Heydt befreundet und erhielten, nachdem der Vater aus dem Krieg heimgekehrt war, das Haus gegen einen symbolischen Mietpreis.

Sohn Paul Weiter, der nicht mehr in Wuppertal wohnt, ist vom Umbau „total begeistert“. Man müsse bei der Beurteilung ja „vom Vorgefundenen ausgehen“, und das sei eben nicht mehr sonderlich ansprechend gewesen. Einem Gerücht, das sich in Wuppertal beharrlich hält, widerspricht Weiter. „In dem Haus hat sich nie eine Gaststätte befunden. Meine Mutter wäre doch verrückt geworden.“ Das Gerücht sei aufgekommen, weil ein Angehöriger der Familie aus dem Urlaub die Laterne einer Schenke mitgebracht und am Haus befestigt habe. Diese Laterne verblieb in „Sans-Souci“, auch nach dem Tod von Anne-Liese Weiter, die im Alter von 94 Jahren verstarb. Die Lampe liegt gegenwärtig auf der Terrasse, und vielleicht werden die neuen Besitzer sie wieder an ihrem Haus anbringen.