Leben im Denkmal (9): Es sieht wild aus — ist es aber nicht
Alte Schule Kuchhausen: Andreas und Jasmin Modregger sanieren den unter Denkmalschutz stehenden Bau.
Cronenberg. Blanke Erde im Parterre, dazu Notbeleuchtung. Im ersten Stock helfen in einigen Räumen nur Taschenlampen. Besucher dürften erst einmal abgeschreckt sein, wenn sie die ehemalige Schule Kuchhausen betreten. Eigentümer Andreas Modregger lächelt verschmitzt. „Das sieht doch wilder aus als es ist“, sagt der 32-Jährige bei der Führung durch sein Eigenheim. Leben im Denkmal? Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, doch Modregger nimmt es locker. „Das ist machbar.“ Außerdem habe er ja auch gerade erst angefangen.
Anfang des Jahres kaufte er das Gebäude von der Stadt. Ein Haus, das hatte er sich für seine Familie ohnehin immer gewünscht. „Ich habe eine kleine ,Schrauberhalle’ direkt gegenüber, da hatte ich mitbekommen, dass die Schule zum Verkauf steht“, erzählt der gelernte Zimmermann. Mit Freunden — ebenfalls Handwerkern — sah er sich den Bau mehrmals an — und schlug dann zu.
Wobei, räumt er ein, Laien ob des Zustands wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätten. Jasmin bestätigt das. „Ich war skeptisch, vor allem was den Denkmalschutz anging. Aber mein Mann kennt sich ja aus.“ Der muss schmunzeln. „Sonst würde ich das auch keinem raten.“
Während sich Jasmin Modregger vor allem um den Schriftverkehr mit der Denkmalbehörde kümmert, ist ihr Mann jeden Abend nach Feierabend und natürlich an den Wochenenden im Haus aktiv. Mit vielen Helfern, wie dem Schwiegervater. Viel passiert ist dort in den vergangenen Jahren nämlich nicht mehr.
So fanden die Modreggers noch verstaubte Schulbücher. Namensschildchen an den Garderobenstangen halten die Erinnerung an die letzten Schüler dort wach. „Und in der ersten Etage sind noch Zeichnungen an der Wand, ich zeig’s Ihnen“, sagt Modregger und führt den Besuch nach oben. Über die historische Treppe, die aufgrund des Denkmalschutzes gar nicht verändert werden darf. Ansonsten hat der Hausherr zumindest im Inneren relativ freie Hand.
„13.5.1986 Anja“ ist an der Wand im ehemaligen Vorschulraum im ersten Stock zu lesen. Daneben hatte das Mädchen damals ihren Handabdruck hinterlassen. Andreas Modregger mag die vielen kleinen Entdeckungen, die er in relativ kurzer Zeit gemacht hat.
Wie das Haus später einmal aussehen soll, haben die Modreggers schon genau im Kopf. Platz ist bei 300 Quadratmetern Wohnfläche genug. Neben der eigenen Wohnung entsteht noch eine zweite für die Schwiegereltern — und unterm Dach eine für Tochter Sophia. „Da haben wir aber noch ein bisschen Zeit“, sagen die Eltern lächelnd beim Blick auf die Eineinhalbjährige.
Dass es kein normales Gebäude ist, in das die Familie ziehen wird, haben die Modreggers längst gemerkt. „Immer wieder kommen Nachbarn schauen, fragen, ob sie mal reindürfen“, erzählt Jasmin Modregger. Oft seien es ehemalige Schüler. Ein älterer Herr habe sogar scherzhaft gefragt, ob man dann demnächst im Wohnzimmer wählen dürfte, weil die Schule früher ein Wahllokal war.
Die Namensschildchen will die 30-Jährige übrigens behalten. Ein bisschen Schulhistorie soll auf jeden Fall erhalten bleiben.