Mordfall Springmann: Was wollte der Seelsorger?
Das Gericht hörte einen Zeugen, der mit dem Enkel im Gefängnis über Glauben sprach. Die Anwälte sind misstrauisch.
Wuppertal. Am 16. Tag im Springmann-Prozess sorgte ein Zeuge (63) für Diskussionen, der den inzwischen angeklagten Enkel im Sommer 2017 als privater Seelsorger in der Untersuchungshaft besucht hat. Der Mann beteuerte, dass er nur seinen Glauben weitergeben wollte. Die Verteidiger des Enkels vermuteten eine Verabredung, um den Beschuldigten zum Reden zu bringen.
Dafür spricht aus ihrer Sicht unter anderem, dass die Besuche stets von dem gleichen Kripo-Beamten überwacht wurden, meist tun dies Gefängnismitarbeiter. Der Zeuge erläuterte, dass er ein Erweckungserlebnis hatte, das gern anderen weiter gebe.
Schon bei der Polizei hatte er seine Überzeugung dargelegt, wer sich Gott öffne, öffne sich auch der Justiz. Ob er ein Geständnis erwartet habe, hakte Verteidiger Rüdiger Deckers nach. Der Zeuge betonte, das habe er neutral gemeint. Es könne ein Geständnis oder eine Erklärung sein.
Die Verteidiger hatten dem Enkel davon abgeraten, ihn weiter zu empfangen. Im Prozess monierte Anwältin Katharina Rausch, dass eine Absage nicht gereicht habe, sondern der Enkel in die „Zwangssituation“ gebracht worden sei, dem Besucher zu sagen, dass er ihn nicht mehr sehen will.
Der Zeuge, der auch in der Nachbarschaft des Springmann-Paares wohnte, berichtete, dass er und seine Frau den Enkel und dessen Mutter nach Auffinden der Toten getröstet haben. Der Enkel habe gesagt: „Wäre ich doch eine Stunde länger geblieben“. Er habe noch gedacht, dass doch keiner wisse, wann die Springmanns getötet wurden.
Auch von Gesprächen mit der Mutter des Enkels, berichtete der Zeuge. Sie war die erste am Tatort gewesen, hatte unter anderem den Enkel alarmiert. Bisher hieß es, dass keiner das Haus betreten hat. Der Zeuge bestätigte Polizei-Protokolle, nach denen er einmal davon berichte, sie habe ihm gesagt, nicht im Haus gewesen zu sein. Später hatte er wiedergegeben, dass sie von einem Betreten des Hauses gesprochen hatte. Sie sei in den Flur und bis in das Zimmer von Enno Springmann gegangen. Er habe sie aber nicht auf diesen Widerspruch angesprochen.
Die Mutter des Enkels hatte für den Prozess zunächst die Aussage verweigert. Inzwischen ist sie zu einer Aussage bereit, das soll an einem der nächsten Prozesstermine stattfinden. Verteidiger Deckers machte seine Vorbehalte gegen die Aussagen des 63-Jährigen deutlich, der ein großes Interesse an den Ermittlungen gezeigt, sich auch „als Privatdetektiv“ betätigt habe.
Früher am Prozesstag hatte ein Bankberater berichtet, dass der Enkel ihn im Oktober 2016 aufgesucht habe. Er habe einen Vermögensfachmann kennen lernen wollen für den Fall, dass der Großvater ihm nicht mehr helfen kann. Der Enkel habe erzählt, dass ihm das Studium nicht gefalle, er daran denke, sich mit Autos selbstständig zu machen. Der Bankberater verstand darunter, Luxusautos aus limitierter Produktion als Wertanlage zu verkaufen. Sie hätten das aber nicht vertieft.
Es sagte auch die Mitarbeiterin eines Steuerbüros aus. Sie hatte die Schenkungssteuer bearbeitet, die für die Übertragung von Anteilen zweier Mietshäuser der Springmanns an den Enkel fällig waren. Dazu brauchte sie Angaben über frühere Schenkungen, Geldsummen von knapp 700.000 Euro.
Probleme, das Geld für die Steuer zusammenzubringen, sollen ein Motiv des Enkels gewesen sein, seine Großeltern zu töten. Um das zu widerlegen, verwiesen die Verteidiger darauf, dass der Enkel die Steuererklärung für die Geldsummen eingereicht und die Steuern bezahlt hat.
Auf Nachfrage hin erklärte die Zeugen auch, dass aus ihrer Sicht keine Angaben des Enkels für die Steuererklärung zu den Immobilienschenkungen fehlten. Ihr Ansprechpartner sei Enno Springmann gewesen. Die Privatsekretärin von Enno Springmann hatte allerdings von dessen Verärgerung berichtet, dass sein Enkel auf Fragen nach dafür nötigen Angaben nicht reagiert habe.