OB-Wahl Peter Jung — mit Herz und Leidenschaft für Wuppertal

Das Arbeitsverhältnis zwischen der Stadt und dem Oberbürgermeister endet wie bei vielen anderen Beschäftigten auch: mit Resturlaub. Aber dieser Beamte war nicht wie alle anderen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Das Wahlkampfgetöse ist verklungen. Aber zur Tagesordnung kann Wuppertal dennoch nicht so ohne Weiteres übergehen. Was sich am 27. September abgespielt hat, war schließlich mehr als der Abschluss eines Arbeitsverhältnisses. Es war das Ende einer Ära. Mehr als eine Dekade lang ist Peter Jung Chef von Rat und Verwaltung gewesen. Das ist länger als die bisherige Kanzlerschaft von Angela Merkel. Die dauert allerdings an.

Foto: Andreas Fischer

Für Peter Jung (60) hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Der OB nimmt derzeit seinen Resturlaub. Davon ist in all den Jahren mit all den Sieben-Tage-Wochen genügend angefallen. Mehr Zeit mit ihrem Vater hat sich dessen Tochter per Facebook gewünscht. Er wird ihr den Wunsch sicher erfüllen. Jung ist als Politiker nahbar gewesen, als Vater ist er das wohl erst recht.

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Im Rathaus wird das Büro des OB bereits umdekoriert. Auf den Gängen davor herrscht ein wenig betretene Stimmung. Elf Jahre sind eine lange Zeit. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. „Aber er ist ja nicht gestorben“, sagt einer auf dem Flur. Und der Neue solle auch ganz nett sein, habe er gehört.

Manch ein Wegbegleiter Jungs versteht immer noch nicht, was da am Sonntag geschehen ist. Viele sind enttäuscht und verärgert ob der hämischen Kommentare, die dem scheidenden Oberbürgermeister hinterhergeschrieben werden.

Wertschätzung erfährt Jung dagegen auch aus vielleicht nicht erwarteter Ecke. Remscheids sozialdemokratischer Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz wusste den Wuppertaler Kollegen offenbar sehr zu schätzen. „Ich habe gern mit ihm zusammengearbeitet. Die Begegnungen mit Peter Jung waren immer sehr herzlich.“

Jungs langjähriger Weggefährte und Stadtkämmerer Johannes Slawig erinnert sich auch an die Meinungsverschiedenheiten, die es mit dem Chef gegeben hat. „Mich beeindruckt seine Herzlichkeit. Sie hat immer geholfen. Kontroversen zum Wohle der Stadt zu überwinden“, sagt Slawig. Jung habe vieles bewegt, von dem einiges erst mittelfristig seine Wirkung zeigen werde.

Für den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Stadtsparkasse, Peter Vaupel, ist ein Mann aus dem Amt gewählt worden, mit dem er mehr als ein Jahrzehnt „in wechselseitigem Vertrauen“ zusammengearbeitet hat. „Von Anfang an haben wir uns auf ein Leitmotiv verständigt: Was der Stadt guttut, wird gemacht“, sagt Vaupel.

Martina Eckermann ist Leiterin des Presseamtes. Sie kennt Jungs Arbeitsstil wohl wie wenige andere. „Peter Jungs Begeisterung für das Amt und eine positive Entwicklung seiner Stadt war mitreißend. Das gewaltige Arbeitspensum hat ihm immer noch Zeit gelassen, quer durchs Rathaus zu laufen, um sich bei Mitarbeitern persönlich zu bedanken, einem Brautpaar zu gratulieren oder Bürgern den Weg ins richtige Büro zu zeigen. Das entspricht seinem Stil, auf alle Menschen zuzugehen.“

Es gehört offenbar auch zum Naturell des CDU-Politikers, dass er um seinen Abschied kein großes Gewese macht, allein schon, um seinem Nachfolger den Einstieg zu erleichtern. Nur einmal noch tritt Jung als Oberbürgermeister auf. Morgen, um 11 Uhr, hält er in der Stadthalle die Rede zum Tag der Deutschen Einheit. Danach spielt das Sinfonieorchester, dessen wohl größter Fan Peter Jung heißt. Das Orchester spielt zugunsten der Lebenshilfe und ein bisschen auch für den bald ehemaligen Oberbürgermeister Peter Jung.

Am 21. Oktober beginnt dann eine neue Ära. Jener Mittwoch ist der erste Arbeitstag von Andreas Mucke im Amt des OB.