Wuppertaler Engel Seit 20 Jahren in tiefer Freundschaft verbunden

Martina Vorsteher hilft Gisela Vorländer zu jeder Zeit bei Arztbesuchen und Einkäufen.

Foto: Stefan Fries

Langerfeld. Seit 47 Jahren wohnt Gisela Vorländer in dem Mehrfamilienhaus an der Buschenburg in Langerfeld. Damals gehörte die Wohnung noch der Firma Plusche, die das Haus für ihre Mitarbeiter gebaut hatte. Die junge Frau war zu dieser Zeit froh, als sie nach langer Suche die Wohnung bekam. „Vorher haben wir an der Bredde gewohnt — aber da durfte ich nur alle vier Wochen Kinderwäsche aufhängen.“ Die 89-Jährige liebt ihre Wohnung, obwohl sie nun nach dem Tod ihres Mannes eigentlich zu groß ist. Ein Umzug kommt für sie nicht in Frage.

Möglich ist das durch ihren Engel, die Nachbarin Martina Vorsteher. „So etwas gibt es nur einmal“, schwärmt sie. Seit die Nachbarin vor 20 Jahren eingezogen sei, habe sie ihr immer geholfen. Gerade als Gisela Vorländer ihren Ehemann in seinen letzten Monaten nicht mehr alleine in sein Bett heben konnte, habe die Nachbarin immer zugegriffen — soweit sie das mit ihrer Rheuma-Erkrankung selbst schafft.

Vor allem aber erinnert sich die alte Dame an das Weihnachtsfest im vergangenen Jahr: Da wollte sie eigentlich für die Feiertage nach Bad Westernkotten bei Paderborn fahren, so wie jedes Jahr. „Da hat der Taxifahrer die Balkontür aufgemacht und die Katze kam herein“, erzählt sie. In Hektik wollte sie die Katze wieder nach draußen scheuchen. Dabei stürzte Gisela Vorländer und verletzte sich. Also feierte sie Weihnachten im Krankenhaus. „Das war ein trostloser Heiligabend — kein bisschen Weihnachtsdeko, nix Gescheites zu Essen, nur kalte Wurst und Kartoffelsalat. Die Schwester sagte, die Wurst warm zu machen sei zu teuer“, erzählt sie.

Ihr Trost: Jeden Tag kam Martina Vorsteher sie besuchen. „Sie hat mir die Nachthemden gewaschen und frisch gebügelt gebracht“, freut sich Gisela Vorländer. „Das ist wirklich unglaublich.“ Denn eigene nahe Verwandte hat sie nicht, ihre einzige Tochter starb jung. Oft hört sie von anderen Hausgemeinschaften, in denen es viel Streit gibt — aber in ihrem Haus sei das anders. Und die Freundschaft zwischen den beiden Frauen sei „schon etwas Besonderes“.

Auch im Alltag ist Martina Vorsteher immer zur Stelle. „Wenn was ist, ist sie immer für mich da.“ Häufig trägt sie etwa für die 89-Jährige, die immer noch selbst mit dem Auto zum Einkaufen fährt, die Einkaufstaschen hoch. „Nur wenn ich einen Schub habe, geht das nicht, dann bleibe ich den ganzen Tag im Bett.“ Zwar bietet die Nachbarin auch an, die betagte Dame zum Arzt oder zum Einkaufen zu fahren. Doch da will Gisela Vorländer nicht auf ihre Selbstständigkeit verzichten. Und Vorländer wiederum bedauert, dass sie selbst ihrer Nachbarin nicht helfen darf, da diese im Zweifelsfall immer ihren Mann zur Seite hat. Doch sie beide finden, dass so ein schönes Miteinander das Leben auf alle Fälle bereichert.