Wuppertaler Traditionskneipen Widerständler gegen das Kneipensterben

Gaststätten wie die Alte Pferdetränke, Locke und Kulisse punkten mit Atmosphäre.

Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. Es gibt sie noch, die urige Kneipe mit ihrem ursprünglichen Charme. In der Alten Pferdetränke in Vohwinkel wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts der Durst gelöscht. Für Fuhrwerke auf dem Weg von Vohwinkel nach Solingen war die Gaststätte an der Gräfrather Straße der perfekte Ort für eine kleine Rast. Während die Zugtiere mit Wasser und Hafer versorgt wurden, bevorzugten die Kutscher allerdings frisch gezapften Gerstensaft.

Hoch zu Ross schauen die Besucher zwar nicht mehr vorbei. Der alte Charakter des Hauses ist aber noch spürbar. An der massiven Holztheke wird über alle möglichen Themen geklönt. Fast scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. „Ich möchte genau diese alte Tradition erhalten“, sagt Brigitte Lombardo, die den Betrieb leitet.

Es gibt wie früher Skatturniere, Frühschoppen am Sonntag und regelmäßige Stammtische. Hansgerd Höser schaut mit seinen 91 Jahren noch regelmäßig vorbei. „Mein Großvater hat die Gaststätte eröffnet“, erzählt er. Der habe damals sogar Schafherden durch Vohwinkel getrieben.

Die Zeiten haben sich eben geändert. „Das Leben ist stressiger geworden, jüngere Menschen haben andere Gewohnheiten, als nach der Arbeit ein Bier an der Theke zu trinken“, sagt Brigitte Lombardi. Es sei heute schwerer, die klassische Kneipenkultur zu erhalten.

So sieht es auch Antonio Rizzato von der Gaststätte Kulisse an der Stormstraße. „Die Leute erwarten heute deutlich mehr als nur das Ausschenken von Bier“, sagt der Wirt. Mit seiner Frau Efi Rizato hat er das ehemalige Goethe Eck zu einem modernen Bistro und Café umgebaut. Natürlich lässt sich in der Kulisse einfach ein Glas Frischgezapftes genießen. Aber die Gäste können hier zudem speisen.

In Vohwinkel lohnt außerdem ein Besuch der Kultkneipe Locke. Blues Rock schallt aus den Boxen, der Zapfhahn läuft im Dauerbetrieb und an der Holztheke wird über Gott und die Welt diskutiert. „Man kennt sich eben“, sagt Inhaber Klaus Steinbeck, der bei seinen Gästen nur „der Klaus“ heißt.

Verzichten müssen die Kneipenfans künftig aber auf den Alten Kaiser. Dort wird am Wochenende das letzte Bier gezapft. Am Sonntag ist nach dem traditionellen Mittagstisch endgültig Schluss. „Es fällt uns nicht leicht, aufzuhören“, sagt Wirt Arno Stecher. Er traf die Entscheidung aus gesundheitlichen Gründen. Wie es mit den Gasträumen weitergeht, ist noch offen. ebi