Baustellen-Kiebitz Fast jeden Tag ein Foto vom Döppersberg

Hobby-Fotograf Henrik Zähl führt ein Baustellentagebuch. Knapp 3400 Bilder sind bereits von der Großbaustelle entstanden.

Baustellen-Kiebitz: Fast jeden Tag ein Foto vom Döppersberg
Foto: Henrik Zähl

Zentrum. Baustellen-Kiebitze gibt es viele. Auch am Döppersberg. Aber Henrik Zähl ist schon ein besonderer. Bis zu fünfmal die Woche schaut der 26-Jährige, wie es rund um Wuppertals Hauptbahnhof aussieht, macht Fotos und begleitet den Bau von Primark, Geschäftsbrücke & Co. auf seiner Internetseite. „Irgendwas tut sich immer hier“, sagt der Kaufmann, der eigentlich in Barmen wohnt, für den die größte Baustelle der Stadt aber fast sein Wohnzimmer geworden ist.

Baustellen-Kiebitz: Fast jeden Tag ein Foto vom Döppersberg
Foto: Henrik Zähl

„Es war eine Spontanidee“, erinnert sich der gebürtige Schwelmer an die Anfänge seines Fotoprojekts. Mit Baustellen hatte Zähl eigentlich gar nichts am Hut. „Ich bin da eher Laie.“ Am 20. Juli 2014 — einen Tag vor der B 7-Sperrung — habe er sich aber gedacht, „das wäre doch schön, wenn ich meinen Enkeln mal zeigen könnte, wie es hier mal ausgesehen hat“. Der Startschuss fürs Baustellen-Tagebuch war damit gefallen. Heute, gut 3300 Fotos später, kann jeder exakt nachverfolgen, was sich wann auf dem Baufeld getan hat — und das aus verschiedenen Perspektiven.

Baustellen-Kiebitz: Fast jeden Tag ein Foto vom Döppersberg
Foto: Henrik Zähl

So können Besucher der Homepage schauen, wie etwa der Abriss des Überfliegers vonstatten ging oder wie nachts gearbeitet wird und wurde. „Das ist jetzt deutlich weniger geworden“, sagt Zähl. 2014 sei noch viel mehr auch im Dunkeln passiert. Überhaupt gebe es aber viel Abwechslung auf den Baufeldern. „Die Schwerpunkte verlagern sich“, hat der Hobby-Fotograf gemerkt. Auch Zähl kennt sich mittlerweile gut aus, was das Döppersberg-Projekt angeht. „Vom Beobachten lernt man .“

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Foto: Henrik Zähl

Und vom Lesen. „In der WZ wird ja auch regelmäßig über die Baustelle berichtet“, erzählt er. Die wichtigen Dinge, wie etwa den Granatenfund oder die Denkmalschutz-Diskussion rund um die Bahnhofsdirektion erfahre er dann eher über die Zeitung. Denn mit den Bauarbeitern selbst oder den Planern habe er bisher kaum gesprochen. „Ich achte auch immer darauf, dass auf den Fotos kein Mensch zu erkennen ist“, sagt der 26-Jährige. Schließlich gehe es bei den Fotos ja um die Baustelle.

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Foto: Henrik Zähl

Henrik Zähl über den Anstoß zu seinem Baustellen-Tagebuch

Baustellen-Kiebitz: Fast jeden Tag ein Foto vom Döppersberg
Foto: Stefan Fries

Von Wind und Wetter lässt er sich jedenfalls nicht abhalten. Auch mit seinem Job lasse sich sein Hobby gut vereinbaren, erzählt Zähl. Und er ernte viel Zuspruch. „Vor allem Wuppertaler, die hier nicht mehr wohnen, freuen sich über das, was ich tue. Sie sehen dann, wie es jetzt in ihrer Stadt aussieht.“

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Foto: Henrik Zähl

Gibt es denn einen Lieblingsplatz zum Fotografieren? „Der Blick vom Wuppertal Institut aus ist ganz schön.“ Aber, räumt er ein, über ein paar neue Perspektiven würde er sich schon freuen. „Ich kann ja nur von da fotografieren, wo ich als normaler Mensch hinkomme.“ Der Blick von einem Hubschrauber aus oder auch nur vom Sparkassenturm, „das wäre schon was“, sagt Zähl, der demnächst auch endlich mal eine offizielle Baustellenführung über den Döppersberg mitmachen will. Das Baustellen-Tagebuch will er jedenfalls so lange fortführen, „bis wirklich alles fertig ist — und dann fotografiere ich im Inneren weiter.“ Damit sich die Enkel an ein ganz besonderes Stück Wuppertaler Historie erinnern können.