Zwischen nachhaltig und vorläufig

Der satirische Wochenrückblick

Alles neu macht der Mai — diese Volksweise Hermann Adam von Kamps aus dem Jahr 1818 nahmen sich die Bewohner der Nordstadt zum Vorbild und schufen vor einigen Jahren das Ölbergfest. Das funktioniert ausgezeichnet, auch ohne den gewohnten Kommerz. Es wäre wünschenswert, wenn die Initiatoren jetzt zu einer Fortbildung einladen würden, um städtischen Institutionen zu erklären, wie das so gut funktioniert. Denn dann wird’s womöglich noch was mit der Nordbahntrasse.

Unbeeindruckt vom dortigen Stillstand gab Matthias Haschke jüngst den Startschuss für den diesjährigen Wirtschaftspreis. Kaum aus China zurück, warb der nimmermüde Chef von Wuppertal Marketing für die Auszeichnung, deren wichtigstes Argument die Nachhaltigkeit sein soll. Was aber kann sich der Bürger unter Nachhaltigkeit vorstellen? Sollte ein Unternehmen auch noch 2013 existieren? Ist das Baugerüst am Barmer Haus der Jugend nachhaltig oder doch nur vorläufig — so wie es schon seit Jahren vor sich hin gammelt? Wie ist es zum Beispiel mit dem Rex-Theater? Das wurde nachhaltig von Hobby- Heimwerkern hingerichtet, aber niemand interessierte sich je dafür. Und: Bleiben unsere Straßen nachhaltig Teststrecken für Geländewagenhersteller, die den Weg nach Usbekistan scheuen? Aber vielleicht tritt die testende Autoindustrie ja künftig als Sponsor im Tal auf, wie bei der Begrünung des Alten Marktes. Dann hätten wir blühende Landschaften an der Wupper, wie sie kein Mai auf natürlichem Wege nachhaltiger kreieren könnte, Ehrenwort.