Nachkommen der Versklavten sollen bei Zulassung begünstigt werden US-Eliteuni Georgetown will für Verkauf von Sklaven sühnen

Washington. Die US-Eliteuniversität Georgetown will für ihre Beteiligung am Sklavenhandel vor 200 Jahren Sühne leisten. Die Nachkommen der damaligen Sklaven sollten künftig bei der Zulassung für einen Studienplatz bevorzugt werden, kündigte Universitätspräsident John DeGioia am Donnerstag in Washington an.

Menschen als Ware. Afrikanische Sklaven werden um 1860 auf einem Markt in den Südstaaten versteigert (undatierte Zeichnung).

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Zudem solle ein neues Institut zur Erforschung der Sklaverei eingerichtet werden. Gebäude auf dem Campus sollten zu Ehren von Sklaven umbenannt werden, außerdem solle ein Sklaverei-Mahnmal entstehen.

Die im Jahr 1789 von Jesuiten gegründete Hochschule hatte nach Erkenntnissen von Historikern im Jahr 1838 insgesamt 272 Sklaven verkauft, um ihre Kassen zu füllen. Die Sklaven hatten zuvor auf Plantagen der Jesuiten in Maryland gearbeitet und wurden nach Louisiana im Süden der USA verkauft. Durch das Geschäft nahm die Hochschule Mittel im heutigen Wert von 3,3 Millionen Dollar (rund drei Millionen Euro) ein. Eine Arbeitsgruppe der Universität hatte sich ein Jahr lang um die Aufarbeitung dieser Geschichte bemüht und dabei auch Nachfahren der damals verkauften Sklaven ausfindig gemacht. Präsident DeGioia hat sich mit mehreren von ihnen getroffen.

Die Forscher fanden zudem heraus, dass im frühen 19. Jahrhundert Sklaven auch auf dem Campus der Hochschule eingesetzt worden seien. Bei der Vorstellung der Befunde bezeichnete DeGioia die Sklaverei als "das Grundübel der frühen Jahre unserer Republik". Die Georgetown-Universität habe daraus Profit geschlagen und zu lange versucht, diese Tatsache totzuschweigen. USA-weit wurde die Sklaverei erst 1865 nach dem Bürgerkrieg abgeschafft.