Bundestagswahl Beate Baumann: So mächtig ist Merkels Büroleiterin

Beate Baumann ist seit vielen Jahren die Büroleiterin der Kanzlerin. Ihr Einfluss auf die CDU-Politikerin gilt als sehr groß.

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Düsseldorf. Angela Merkel gilt als mächtigste Frau der Welt. Das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hat die CDU-Politikerin bereits sechs Mal an die Spitze gesetzt. Auf dem Weg dorthin wurde Merkel in den vergangenen 30 Jahren von zahlreichen Weggefährten begleitet. Viele sind längst in Vergessenheit geraten. Eine Frau war allerdings fast von Anfang an dabei — und sie ist es bis heute geblieben: Beate Baumann.

Die gebürtige Osnabrückerin ist die Büroleiterin der Kanzlerin — und sie ist ihre wichtigste Beraterin. Außerhalb des politischen Berlins ist die 54-Jährige nahezu unbekannt. Im parlamentarischen Betrieb ist ihr Name dagegen so präsent wie der von Kabinettsmitgliedern. Dank ihres direkten Zugangs zur Kanzlerin gilt sie als mächtig.

Parlamentarier beschreiben Baumann respektvoll als still, unbestechlich und ihrer Chefin gegenüber als bedingungslos loyal. Oft fällt der Vergleich mit Juliane Weber, der legendären Büroleiterin von Alt-Kanzler Helmut Kohl, die vier Jahrzehnte eine der engsten Vertrauten des CDU-Politikers gewesen ist. Beate Baumann ist die Frau hinter Merkel: Ratgeberin, Redenschreiberin und Organisatorin.

Zu Beginn ihres Berufslebens deutete nichts auf eine solche Karriere hin. Die Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Merkel und Baumann wurde in Niedersachsen gelegt. Von einem sehr bekannten Christdemokraten: Christian Wulff. Der damalige niedersächsische Nachwuchspolitiker und spätere Bundespräsident empfahl Baumann Anfang der 1990er-Jahre für eine Referenten-Stelle im Bundesjugendministerium. Die beiden Frauen lernten sich kennen und offensichtlich schätzen.

Baumann blieb nicht nur an Merkels Seite, sondern stieg im Laufe der folgenden Jahre auf. Als Merkel 1995 Bundesumweltministerin wurde, machte sie Baumann zu ihrer Büroleiterin. Drei Jahre später kam für das Frauen-Duo der nächste Karriereschritt. Beide zogen in das Konrad-Adenauer-Haus, die CDU-Parteizentrale: Merkel als Generalsekretärin und Baumann als ihre Büroleiterin. Sieben Jahre später wechselten beiden ins Bundeskanzleramt.

In den zwölf Jahren ihrer Amtszeit hat Angela Merkel Dutzende Weggefährten ausgewechselt — nicht jedoch Beate Baumann. „Das beweist, dass sie ihre Arbeit absolut reibungslos und zur Zufriedenheit der Kanzlerin erledigt“, sagt ein CDU-Abgeordneter.

Wer im Umfeld des Bundestages nach der Büroleiterin der Kanzlerin fragt, stößt fast ausnahmslos auf Schweigen. Es gibt zwar kaum einen Parlamentarier, der sie nicht kennt, aber niemand möchte sich öffentlich zu ihr äußern. Im Umfeld des Reichstags wird Baumann scherzhaft als Zerberus der Kanzlerin beschrieben. Das ist in der griechischen Mythologie der Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Er verhindert, dass kein Lebender eindringt und kein Toter herauskommt.

Das sei natürlich scherzhaft gemeint, heißt es. Und dennoch gibt es offensichtlich einen wahren Kern. Denn Beate Baumann kontrolliert wie niemand anderer den Zugang zur Kanzlerin. Sie entscheidet, wen Merkel trifft, mit wem sie telefoniert, zu wem sie Kontakt pflegt. „Baumann bevorzugt keinen“, heißt es aus dem parlamentarischen Betrieb. „Wer glaubt, sich durch die eine Bekanntschaft zu Baumann Zugang zur Kanzlerin verschaffen zu können, liegt falsch.“

Ungewöhnlich ist, dass Baumann in ihrer Funktion nicht als Netzwerkerin gilt. Sie pflege weder freundschaftliche Kontakte zu Journalisten noch zu Abgeordneten. Aber sie gilt als wichtigste Ratgeberin der Regierungschefin. Als eine, die ihr auch mal ungeschminkt die Wahrheit sagen darf. Baumann wirkt betont nüchtern, öffentliche Gefühlsausbrüche von ihr sind nahezu unbekannt.

Einer der wenigen öffentlichen Anlässe war, als ihre Chefin nach der Flüchtlingskrise Ende vergangenen Jahres im Amt der CDU-Bundesvorsitzenden bestätigt wurde. Als Angela Merkel 89,5 Prozent der Delegierten-Stimmen bekam, zeigte Baumann ihre Freude auf ungewohnt offene Art. Die Parteitags-Rede Merkels, mit der die CDU-Chefin viele Kritiker überzeugte, soll zu großen Teilen aus der Feder Baumanns stammen.

Ein Ende dieses Erfolgs-Duos scheint Beobachtern aus dem CDU-Umfeld mindestens so unwahrscheinlich wie das Ende der Kanzlerschaft Merkels. „Die Kanzlerin vertraut ihr vorbehaltlos“, betont ein Parlamentarier. Daran werde die Bundestagswahl nichts ändern — „egal wie sie ausgeht“.