Der Überraschungskandidat: Michael Gove will Premier werden

London (dpa) - Der widerwillige Kandidat - so präsentiert sich zumindest Michael Gove selbst. Eigentlich wollte der Justizminister nie Premierminister werden, das beteuerte er jahrelang.

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Wenig überraschend schlug er sich vor dem EU-Votum auf die Seite des „Leave“-Lagers, stand dem Brexit-Wortführer Boris Johnson treu zur Seite.

Doch dann die große Überraschung: Der 48-Jährige bewarb sich für den Vorsitz der britischen Konservativen und somit für das Amt des scheidenden Premierministers David Cameron. Britische Medien nannten die Entscheidung einen Dolchstoß in den Rücken Johnsons, nun gilt Gove als Brutus. Sein Coup kann ihm die Chancen auf den Chefsessel kosten.

Gove arbeitete zunächst für den Sender BBC und als Star-Kolumnist für die konservative Londoner Zeitung „The Times“. 2005 wurde er für die Tory-Partei ins Parlament gewählt und erhielt fünf Jahre später das Bildungsressort. Er galt als radikaler Reformer, womit er sich bei vielen unbeliebt machte, bevor er ins Justizressort wechselte.

Der Justizminister ist langjähriger Freund und politischer Kumpan Camerons. Sein Eintreten für den Brexit muss ein schwerer Schlag für den Noch-Premier gewesen sein. Gove glaubt, der Austritt Großbritanniens aus der EU sei für das Land eine große Herausforderung, biete aber auch große Chancen. Wie die Favoritin Theresa May will er mit den formellen Austrittsverhandlungen erst im kommenden Jahr beginnen.

Der 48-jährige stammt aus Schottland, wo sein Vater in der Fischverarbeitung und seine Mutter in einer Gehörlosenschule arbeitete. Der in staatlichen Schulen und in Oxford ausgebildete Politiker ist verheiratet und hat zwei Kinder.