Landtagswahl NRW 2017 Kraftstrotzende FDP bejubelt ihre neue Rolle als drittstärkste Partei in NRW

Die Liberalen feiern ihren Superstar Christian Lindner. Der sagt: "Egal was kommt, es kann nur besser werden."

Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen FDP, Christian Lindner, genießt den Erfolg.

Foto: Rolf Vennenbernd

Düsseldorf. Die wenigsten Parteien haben einen Superstar. Die FDP hat einen. Und genau so feiern die erstarkten Liberalen am Sonntagabend ihren Spitzenmann Christian Lindner. Bei der Wahlparty der FDP im Düsseldorfer Medienhafen lassen die rund 700 Parteifreunde den 38-Jährigen zunächst gar nicht zu Wort kommen - auf der Bühne, wo vorher die Band mit dem vielsagenden Namen "Liberal Democrats" die Wartezeit bis zu den ersten Prognosen verkürzt hatte. Als dann erste Ergebnisse einen Sprung über die 12 Prozent (Wahlergebnis 2010: 8,6 Prozent) anzeigen, kommt Lindner kaum an gegen das "Oh wie ist das schön..." des überwiegend jüngeren Parteivolks der runderneuerten FDP.

"Wer hätte diesen Abend im Herbst 2013 für möglich gehalten?", beginnt Lindner denn auch seine umjubelte Rede. Und spielt an auf die Zeiten, in denen die Partei am Boden lag und das endgültige Aus wahrscheinlicher war als ein Comeback. Ein Comeback, das wissen auch die Parteifreunde, das sie eben jenem Lindner und dessen One-Man-Show zu verdanken haben.

"Wir haben das beste Ergebnis aller Zeiten für die Freien Demokraten erreicht", ruft der Parteichef und blickt kurz zurück: "Wir haben hart gearbeitet, wir haben uns unseren Fehlern gestellt, haben uns erneuert. Da dürfen wir mächtig feiern." Aber dann wird er auch nachdenklich: "Wenn eine kleinere Partei so stark an Gewicht gewinnt, dann wächst auch ihre Verantwortung." Das Ergebnis sei einerseits Belohnung, aber ebenso auch Auftrag.

Lindner gratuliert Armin Laschet und der CDU, kann sich aber nicht verkneifen zu erwähnen, dass die CDU in den vergangenen Wochen Wahlkampf gegen die FDP gemacht habe. "Das nehmen wir sportlich. Wir wissen am heutigen Abend aber auch: Dieses Ergebnis ist unser Ergebnis, wir haben es aus eigener Kraft errungen", sagt Lindner selbstbewusst und dankt den Wählern, die sich trotz des Kopf-an Kopf-Rennens von SPD und CDU bewusst für die FDP entschieden hätten. Unter viel Jubel sagt er: "Rot-Grün ist mit dem heutigen Tag Geschichte. Egal, was kommt, es kann nur besser werden."

Zwar will sich Lindner keinen Koalitionsgesprächen verweigern. Doch auch wenn es nun in Düsseldorf zur großen Koalition von CDU und SPD komme, sei der 14. Mai ein Tag, an dem der Wähler dann jedenfalls die FDP als drittstärkste Kraft Landtag in ihrer Oppositionsrolle gestärkt habe. Ob Opposition oder Regierungspartner - das hängt auch entscheidend vom endgültigen Ergebnis für die Linke ab. Als eine Hochrechnung diese erstmals unter fünf Prozent sieht, was rechnerisch ein schwarz-gelbes Bündnis möglich macht, ist der Jubel bei der Wahlparty ohrenbetäubend.

Lindner bringt auch vor den Parteifreunden das immer wieder diskutierte Thema auf den Tisch, dass er selbst nach einem möglichen Wiedereinzug der Liberalen in den Bundestag im September nach Berlin gehen will. "Wir haben gesagt, dass dieser 14. Mai ein Tag ist, an dem auch über die weitere Politik in Berlin entschieden wird. Wir führen Landtags- und Bundestagswahlkampf als Kampagne ganz offen zusammen. Ich selbst bin Spitzenkandidat für beide Parlamente."

In der Tat hatte Lindner hier seit Monaten mit offenen Karten gespielt. Erst in der vergangenen Woche hatte er gesagt: "Für mich persönlich gilt, dass es kein noch so schönes Ministeramt in Düsseldorf geben wird, das mich davon abhält, im Bundestag notfalls die Rolle eines einflusslosen Oppositionsabgeordneten wahrzunehmen, der dann aber zumindest dafür sorgt, dass es im Parlament wieder spannende Debatten gibt."

Für diese Ansage, so sagt er am Sonntag, hätten ihn SPD und Grüne angegriffen. Das gute Ergebnis der FDP zeige aber: "Die Menschen wollen ein Comeback der Freien Demokraten auch in Berlin. Ab heute beginnt auch der Bundestagswahlkampf." Doch zunächst rocken an diesem Abend noch mal die "Liberal Democrats".