Die erste Fahrt mit dem Speed-Pedelec - von Insekten im Gesicht und hupenden Taxifahrern
UPDATE: Das Rad ist gleich am ersten Abend geklaut worden. Mehr dazu hier
Düsseldorf. Da steht es also, das Gefährt, mit dem ich die nächsten 30 Tage täglich zwischen Krefeld und Düsseldorf pendeln werde. Es ist weiß, 24 Kilo schwer, unterstützt den Fahrer bis Tempo 45 beim Strampeln, und heißt Stromer ST1. Über das Rad und die Technik werde ich in den kommenden Tagen bloggen. Heute, am ersten Tag, sei hier nur erwähnt, dass das Gefährt eine kostenlose Leihgabe für die Dauer meines Selbstversuchs ist und mir heute Vormittag in Krefeld übergeben wurde.
Gleich nach einer ausführlichen Einweisung durch Stromer-Marketingchef Frank Schreiner habe ich mich auf den Weg in die Redaktion zur Spätschicht gemacht. Das war um 11.15 Uhr. Und weil ich um 12 Uhr zu einer Besprechung an der Düsseldorfer Kö sein musste, kam gleich so etwas wie Hektik auf. Für die schöne Strecke - über Lank, die Ilvericher Brücke und dann am Rhein entlang - habe ich in der Vergangenheit mit dem Mountainbike eine knappe Stunde gebraucht - und war am Ende nass geschwitzt. Das Ziel für Tag 1 im Sattel des Speed-Pedelecs lautete also: 15 Minuten schneller sein, ohne sich dabei zu verausgaben.
Nach ersten vorsichtigen Metern im Eco- und Citymodus (mit weniger kraftvoller Unterstützung) wage ich mich in die schnellste der vier Antriebsstufen. Erster Eindruck: Oha! Treten muss man zwar immer noch - das ist halt das Konzept eines Speed-Pedelecs - der 500-Watt-Motor packt aber derart kräftig zu, dass man schon nach wenigen Tritten jenseits der 30 km/h-Marke unterwegs ist. Konstant Tempo 40 ist auf gerader Strecke mit ein bisschen eigenem Einsatz problemlos möglich.
Die ersten Meter machen tierisch Spaß. Getrübt wird der nur durch das ungute Gefühl, eigentlich viel zu schnell unterwegs zu sein. Einen Fahrradhelm habe ich nämlich nicht auf. Ganz einfach, weil ich keinen besitze. Das ist auf diesem Rad nicht nur fahrlässig sondern sogar verboten. Für Speed-Pedelecs gilt Helmpflicht. Also kaufe ich mir einen in der Mittagspause - wenn ich denn heil ankomme. Was unterwegs sonst noch auffällt: Tempo 40 ist für so manche entgegenkommende Biene oder andere Fluginsekten scheinbar schon zu schnell. Einige Tiere machen Bekanntschaft mit meinem Gesicht und meinem Mantel. Ernsthaft verletzt wird aber niemand.
Davon abgesehen ist die Fahrt angenehm ereignisarm - bis ich in Düsseldorf ankomme und mich in den Stadtverkehr einfädeln will. Gleich an der ersten Ampel, beim Versuch, vom Joseph-Beuys-Ufer links in Richtung Innenstadt abzubiegen, mache ich Bekanntschaft mit einem cholerischen Taxifahrer. Ich warte mit dem Rad vor der roten Linksabbieger-Ampel, er fährt wild hupend rechts an mir vorbei und zeigt mir den Wischer. Ich interpretiere das folgendermaßen: "Wie kannst Du Idiot hier nur mit dem Fahrrad auf der Straße fahren? Nutz den Fahrradweg." Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der freundliche Herr hier mitliest, übermittle ich meine Antwort auf digitalem Weg: "Darf ich nicht. Mit diesem Fahrrad muss ich auf der Straße fahren. Das hätte Dir das Kennzeichen hinten auf meinem Schutzblech verraten können. Aber scheinbar kann man nicht erwarten, dass alle Taxifahrer die Verkehrsregeln kennen."
Die erste Erkenntnis des Selbstversuchs lautet also: Speed-Pedelecs sind für den Radweg offiziell zu schnell, für die Straße sind sie zu sehr Fahrrad. Ein Fremdkörper so oder so. Aber das kann sich ja noch ändern.