Eine App gegen das Vergessen

Evernote ist ein digitales Notizbuch für Ideen, Fotos, Termine und E-Mails.

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Düsseldorf. Wie oft verschusseln wir einen Notizzettel mit einer wichtigen Telefonnummer? Wie oft haben wir einen schlauen Gedanken und vergessen ihn anschließend wieder? Wie oft suchen wir ein bestimmtes Foto oder können uns nicht an den Namen eines Songs, eines Restaurants, eines Geschäfts erinnern oder wissen nicht mehr, wie dieses geniale Restaurant hieß, in dem wir neulich bei einem Städtetrip waren?

Die „New York Times“ listet die Gratis-Anwendung Evernote unter den „Top 10 Must-Have Apps“, sie ist eine der beliebtesten und bekanntesten Anwendungen seit dem Start des Apple-App-Stores. Der Reiz von Evernote: Es verspricht, das Grundproblem des menschlichen Wesens lösen: Dinge zu vergessen, zu verschusseln.

Mit Evernote lassen sich Notizen ebenso wie Dokumente, Fotos oder E-Mail-Fragmente speichern und schnell wiederfinden. Dazu lassen sich verschiedene Notizbücher anlegen (Urlaub, Rezepte, berufliche Projekte). Und vor allem: Die darin abgelegten Informationen können mit Stichwörtern, den Tags, versehen werden.

Um die Selbstorganisation leichter zu machen, bietet Evernote zahlreiche Zusatzfunktionen: Skitch verwandelt handgeschriebene Notizen in durchsuchbaren Text um. Mit „Evernote Peek“ wird die App zu einer Art Karteikasten, mit dem man zum Beispiel Vokabeln pauken kann. Mit „Evernote Hello“ lassen sich Visitenkarten einscannen und neue Kontakte ablegen. Auch das Foto vom Neujahrsempfang lässt sich flugs mit einem Namen versehen.

Der Clou: Die App lässt sich mit dem Smartphone, dem Tablet-PC oder dem stationären Rechner füttern. Erhältlich ist es nicht nur für Apple-Produkte, sondern auch für Android-, Blackberry- und Windows-Smartphones. Evernote stellt sein Wissen auch auf allen Endgeräten wieder bereit. Dazu setzt die Anwendung auf die Cloud. Kritiker bemängeln das. Denn der US-Hersteller macht keine näheren Angaben zum Schutz der Daten. Zwar übertragt Evernote die Daten mit SSL-Verschlüsselung und bietet auch einen Passwort-Schutz für individuell markierte Abschnitte von Notizen an — aber die Server stehen in den USA und sind seit dem Patriot Act zumindest für die NSA ein offenes Buch.

Als Evernote vor zwei Jahren gehackt wurde, setzte das Unternehmen alle Passwörter der 50 Millionen Nutzerkonten zurück. Nach Informationen des Dienstes konnten Benutzernamen, E-Mail-Adressen und Passwörter ausgelesen werden, jedoch hatten die Angreifer keinen Zugriff auf die gespeicherten Daten der Nutzer.

Auf Wunsch kann der Anwender seine Notizen — oder auch ganze Notizbücher — mit Freunden oder Arbeitskollegen teilen. Gegen Aufpreis kann man Dritten auch Schreibzugriff gewähren. Änderungen werden dann bei der nächsten Synchronisation wieder für alle aktualisiert.

Die Grundversion von Evernote ist gratis; darin enthalten: ein Transfer-Limit von 60 MByte pro Monat und natürlich Werbung. Wer mehr transferieren möchte oder es lieber werbefrei mag, zahlt fünf Euro pro Monat oder alternativ 40 Euro pro Jahr für die Nutzung. Darin enthalten ist auch der Offline-Zugriff auf die gespeicherten Informationen.