Neue Autos weit unter dem Listenpreis
Fast 19 Prozent Rabatt sind bei Neuwagen drin. Das schützt vor Wertverlust.
Düsseldorf. Wenn es um günstige Neuwagen geht, führt an Ferdinand Dudenhöffer kein Weg vorbei. Der Mann ist Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen und leitet dort das Center Automotive Research (Car). Jeden Monat analysiert er jene Rabatte, die Autobauer und Händler den Kunden einräumen.
Da der Absatz hierzulande seit Monaten stockt, sind die Nachlässe derzeit üppig. Die niedergelassenen Händler gewähren derzeit laut Dudenhöffer im Schnitt einen Rabatt von 13 Prozent. Bei den Internet-Vermittlern sind sogar 18,8 Prozent Nachlass möglich. Hersteller-Sonderaktionen sorgen mit Null-Prozent-Finanzierungen und günstigen Leasing-Offerten zum Teil für noch höhere Werte. So ist der Renault Twingo 34,2 Prozent unter Listenpreis zu haben. Einsparung: 3853 Euro.
Was die Kunden freut, bringt Hersteller und Händler in Rage. Sie werfen Dudenhöffer vor, Unwahrheiten zu verbreiten und so die Branche zu schädigen. Die Car-Zahlen würden die Verbraucher täuschen. Interessenten kämen mit überzogenen Erwartungen zum Autohändler.
Der Professor weist die Vorwürfe zurück. Sein Institut werte jeden Monat Tausende Angebote aus. Er liefere ein objektiv überprüfbares Bild über die sogenannten Incentives, also spezielle Aktionsangebote. Er habe nicht den Gesamtmarkt im Auge, sondern die Rabatte, wobei das Internet eine immer größere Rolle spiele.
Kaufwilligen rät Dudenhöffer, sich für einen jungen Gebrauchten zu entscheiden. „Hersteller und Händler sitzen auf hohen Beständen an Tageszulassungen und Vorführwagen. Diese Autos sind für 20 bis 30 Prozent unter dem Listenpreis zu haben“, sagt der Experte.
Wie wichtig es ist, ein neuwertiges Fahrzeug möglichst weit unter dem Listenpreis zu erwerben, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Progenium. Die auf die Autobranche spezialisierten Berater haben den Unterhalt von drei Klassikern des deutschen Automarktes untersucht: VW Polo, 3er BMW und Mercedes S-Klasse. Ergebnis: Der Anteil des Wertverlustes an den Gesamtkosten hat in den vergangenen drei Jahrzehnten stetig zugenommen, während Kraftstoff- sowie Werkstatt-/Reifenkosten relativ zurückgingen und die Kosten für Steuern und Versicherung relativ stabil blieben. Als Basis der Untersuchung dienten Neuwagen, die vier Jahre mit einer jährlichen Laufleistung von 15 000 Kilometern gefahren werden.
Beispiel Polo: 1980 betrugen die Gesamtkosten inflationsbereinigt 378 Euro im Monat. Davon entfielen lediglich 30 Prozent auf den Wertverlust des Autos. 2012 betrugen die Vollkosten 413 Euro monatlich. Der Anteil des Wertverlustes daran ist auf 44 Prozent geklettert. Noch deutlicher lässt sich der Trend in der Mittel- und Oberklasse erkennen: Der Wertverlust des 3er BMW machte 1980 nur 37 Prozent der Kosten aus. 2012 betrug der Anteil an den monatlichen Gesamtkosten von 720 Euro 59 Prozent.
Bei der S-Klasse war der Wertverlust 1980 mit 46 Prozent an den Kosten beteiligt, 2012 mit 77 Prozent. Das heißt: Vom monatlichen Unterhalt der S-Klasse in Höhe von 1742 Euro entfallen 1346 Euro auf den Wertverlust.
Für den privaten Autofahrer bedeutet das: Der Kauf eines jungen Gebrauchten lohnt sich besonders, weil diese Fahrzeuge weit unter dem Listenpreis zu haben sind, sich aber technisch meist auf dem neuesten Stand befinden. Dudenhöffer rät dazu, die Autos nach vier, fünf Jahren zu verkaufen. Bei älteren Wagen sei zwar der Wertverlust pro Jahr geringer, aber die Wahrscheinlichkeit höherer Reparaturkosten nehme mit der Zeit deutlich zu.