Ob Sekretärinnen-Krankheit oder Tennisarm: Dehnen hilft
Eine Dauerbelastung der Hand kann zu monatelangen Schmerzen führen. Darum: So früh wie möglich entlasten.
Düsseldorf. Namen gibt es viele für diese Schmerzen im Arm, die durch Dauerbelastung entstehen: Tennisarm, Mausarm, Golfer-Ellenbogen oder auch Sekretärinnen-Krankheit. Allgemeiner ist die englische Bezeichnung: Repetitive-Strain-Injury-Syndrom (RSI), zu deutsch „wiederholte Belastungsverletzung“.
In der Regel ist der Arm betroffen, mit dem man immer wiederkehrende Handbewegungen macht, am Computer, im Handwerk, in der Montage, an der Kasse, als Musiker oder als Hobbysportler, zum Beispiel beim Tennis. Bei starken Schmerzen kann die Arbeit unmöglich werden, selbst einfache Alltagstätigkeiten wie etwa Händeschütteln, Bügeln oder eine Flasche öffnen. Auch Schulter oder Nacken können betroffen sein.
„Das Wichtigste ist die Entlastung“, sagt Prof. Ullrich Brunner von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). „Betroffene müssen versuchen, die Abläufe zu ändern und Stress abzubauen.“
Erste Schmerzen und Warnsignale sollte man also nicht ignorieren, sondern so früh wie möglich gegensteuern. Rat holen kann man sich beim Orthopäden und beim Physiotherapeuten.
„Man sollte das ernst nehmen“, sagt auch Prof. Jörg Jerosch, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Johanna-Etienne-Krankenhaus Neuss. „Akute Schmerzen sind immer leichter zu behandeln als chronische.“ Als ersten Schritt empfiehlt er eine Untersuchung des Arms und eine Röntgenaufnahme. Eine Kernspintomographie sei in der Regel nicht nötig, „vielleicht bei chronischen Beschwerden, wenn sie also schon länger als drei Monate anhalten“.
In der akuten Phase rät Jerosch zu Dehnübungen, kombiniert mit Schmerzmitteln. „Wenn das nach zwei bis drei Wochen nicht hilft, kann man über eine Spritze mit Kortison und Betäubungsmitteln nachdenken. Das aber macht die Sehnenansätze weich — wer den Arm dann nicht schont, riskiert, dass sie reißen.“
Eventuell könne man auch über eine Therapie mit Botulinumtoxin (Botox) nachdenken: „Das schwächt die Streckmuskulatur und die entzündete Sehne kommt zur Ruhe. Das ist aber keine Kassenleistung.“
Die Evidenz, also der wissenschaftliche Beweis für die Wirksamkeit, ist laut Jerosch bei Botox zwar gering, aber immerhin vorhanden. Für viele der ansonsten zahlreich angebotenen Therapien gibt es nach Ansicht von Prof. Brunner „keine Evidenz“. Sein Rat: Immer mit einer konservativen Therapie beginnen, also mit Dehnübungen, Physiotherapie, Massagen, Epicondylitis-Bandagen oder Kinesio-Tapes.
Entscheidend sei es, den Arm zu entlasten und zu lernen, die schädliche Bewegung zu vermeiden. „Einfach nur Schmerzmittel zu nehmen, ist keine Lösung. Damit werden die Ursachen nicht beseitigt.“
Erst als letzte Möglichkeit sollten Betroffene eine Operation in Erwägung ziehen. Die wird beim Tennisarm meist minimal-invasiv gemacht, hat aber nur eine Erfolgsquote von 70 bis 80 Prozent. „Das muss man offen sagen“, betont Jörg Jerosch.
Das entzündete Gewebe wird dabei vom Sehnenansatz entfernt. „Danach kommt der Arm zwei Wochen in Gips und für sechs Wochen ist jede körperliche Aktivität tabu“, sagt Jerosch. „Diese Zeit muss man sich nehmen.“
Für die Arbeit am PC empfehlen Berufsgenossenschaften ergonomisch geformte Tastaturen und PC-Mäuse oder Vertikal-Mäuse oder Tablet-PCs mit Stifteingabe. Tipps: Die Maus nur innerhalb der Schulterbreite führen, Tastaturen negativ nach vorne kippen, Mauspad mit Armauflage verwenden und Kurzbefehle auf der Tastatur nutzen.
Richtiges Sitzen gehört am Schreibtisch zur Vorbeugung dazu, ebenso Stress-Vemeidung am Arbeitsplatz, weil Stress eine ungesunde Haltung fördert. Hobby-Tennisspieler sollten darauf achten, sich die richtige Schlagtechnik anzueignen: Aus der Schulter heraus spielen (nicht aus dem Handgelenk) und die Armmuskulatur kräftigen.