Ausgebrannt: Was bei Burnout hilft
Ist eine Belastung nur vorübergehend, kann eine Auszeit die richtige Lösung sein.
Düsseldorf. Warum werden psychische Krankheiten so viel häufiger? Es klingt wie eine Epidemie, ohne ansteckend zu sein: Innerhalb von nur neun Jahren ist die Zahl der Arbeitsfehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen von 33,6 Millionen auf 53,5 Millionen gestiegen — ein Anstieg um 60 Prozent. Das schreibt nicht eine reißerische Quelle, sondern das Bundesarbeitsministerium.
Was steckt hinter einer Entwicklung, die einen in Panik versetzen kann? Wie immer bei medizinischen Fragen streiten sich die Experten: Nehmen die Fälle von Depressionen wirklich so extrem zu oder werden psychische Krankheiten einfach häufiger diagnostiziert? Auffällig ist: Nicht die Dauer der Behandlung im Krankenhaus nimmt zu — im Gegenteil. Der einzelne Betroffene verbringt weniger Tage im Krankenhaus. Aber psychische Krankheiten werden sehr viel häufiger diagnostiziert.
Da ist erst einmal der „Burnout“. Die Diagnose wird immer häufiger gestellt — dabei ist das Krankheitsbild unklar. Und es ist sogar umstritten, ob es diese Krankheit überhaupt gibt oder ob sie nur eine Mode-Diagnose ist. Das Gute dabei: Burnout hat einen Zustand seelischer Erschöpfung aus der Ecke der peinlichen Diagnosen herausgeholt.
Burnout ist gesellschaftlich akzeptiert und hat eine eingängige Bezeichnung: Dass ein Mensch, der wie eine Kerze an beiden Enden „brennt“, auch irgendwann ausgebrannt ist, leuchtet ein. Problematisch ist nur: Ist ein Burnout eine Depression oder nur eine vorübergehende Überarbeitung? Ist die Krankheit nur eine vorübergehende Überforderung durch eine körperliche oder seelische Belastungssituation — dann ist eine Auszeit die richtige Lösung.
Übrigens kann es auch das Gegenteil geben: eine Art Burn-low. Auch eine dauerhafte Unterforderung am Arbeitsplatz kann zu chronischem Stress führen — und damit zu einer psychischen Krankheit.
Wenn sich hinter der Symptomatik aber eine manifeste Depression verbirgt, dann ist eine Auszeit der ganz falsche Weg. Für die richtige Behandlung muss sie aber erst einmal richtig diagnostiziert werden. Und die entsprechenden Statistiken sind eher beunruhigend: Die meisten Depressionen werden vom Hausarzt gar nicht erkannt, oder aber erst nach langer Krankheitsdauer.
Wenn also Symptome ein normales Leben unmöglich machen wie etwa ein dauerhaftes Gefühl der Hoffnungslosigkeit und eigenen Minderwertigkeit, eine massive Selbstisolation mit Schuldgefühlen, wenn man vor allem morgens extreme Schwierigkeiten hat, überhaupt den Tag zu beginnen — dann kann eine konkrete Nachfrage beim Hausarzt hilfreich sein. Auch weil dieser im Zweifel einen Psychiater hinzuziehen kann. Und weil dieser dann eine Depression sehr effektiv behandeln kann.
Was kann man selbst vorbeugend tun? Zum einen hat Johanniskraut bei leichten Depressionen eine gute Wirkung, die der von anderen Medikamenten gleichkommt — bei schweren Depressionen allerdings ausdrücklich nicht. Zum zweiten hat Sport tatsächlich einen messbaren vorbeugenden Effekt. Zur Vorbeugung — nicht zur Behandlung. Die kann nur ein Arzt.