Tomaten landen im Schredder

Rheinische Gemüsebauern bleiben auf ihrer Ernte sitzen. Nach Salat müssen nun weitere Lebensmittel vernichtet werden.

Geldern. „Jetzt fängt das Ganze an, richtig wehzutun!“ Gemüsebauer Theo Germes aus Geldern-Walbeck hat einen blauen Container mit 600 Kilogramm frisch geernteten Tomaten gefüllt und kippt die Ladung symbolisch auf einen Anhänger.

Noch lagert die Ernte, die nicht mehr abgesetzt werden kann, in einem Kühlhaus. Germes: „Aber wenn wir wieder verkaufen können, müssen wir unsere frisch geerntete Ware anbieten. Für die Tomaten im Kühlhaus — die Ernte einer Woche — müssen wir einen Acker suchen, auf dem wir sie schreddern und unterpflügen können.“

An diesem Morgen sind in Walbeck viele stocksaure Kollegen von Germes angereist. Rheinische Obst- und Gemüsebauern, die zwar mitten in der Ernte sind, diese aber nicht verkaufen können. Das Schreckgespenst Ehec, das über ihren Köpfen schwebt, ist realer denn je.

Dennoch haben Germes und seine Kollegen Verständnis für die Angst der Verbraucher: „Das hat jetzt eine andere Dimension als die Dioxinverseuchung bei Eiern. Immerhin sind Menschen schwer erkrankt oder sogar gestorben.“

Bei allem Verständnis: Rund 8.000 bis 10.000 Euro verliert allein Germes derzeit pro Tag. „Und die Ernte muss weiterlaufen, das Personal weiter bezahlt werden. Wir können die Tomaten nicht hängenlassen.“ Die Gemüsebauern hoffen, dass die Quelle, aus der der Krankheitserreger stammt, schnell gefunden wird.

„Ich bekomme immer mehr Zweifel, dass das irgendetwas mit Gemüse zu tun hat. Vielleicht muss man in eine ganz andere Richtung suchen“, sagt Germes. Die rheinischen Gemüsebauern verweisen auf eigene Laboruntersuchungen, die zeigen, dass ihre Salate, Gurken, Tomaten, Paprika, Radieschen und Kohlarten nicht mit Ehec belastet sind.

Unter Blitzlichtgewitter und von Fernsehkameras beobachtet, kriecht Theo Germes zwischen seine Stauden: „Unsere Pflanzen wachsen in Substrat-Boxen, bekommen Brunnenwasser, angereichert mit Mineralien.“ Was er demonstrieren will: Das Gemüse, das hier angebaut wird, ist sauber, kommt weder mit Erde, noch mit Gülle in Berührung, die in den vergangenen Tagen für viel Diskussionsstoff sorgte. Die Nährstoffe werden der Pflanze an der Wurzel zugeführt, rieseln weder über Blätter noch über Früchte.

Christoph Nagelschmitz, Präsident des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauer: „In unseren Gewächshäusern werden Tomaten und Gurken so produziert, dass eine Kontamination mit dem Ehec-Erreger gar nicht stattfinden kann.“ Auch im Freiland werde unter Einhaltung höchster Standards produziert.

Nagelschmitz fühlt sich vom Staat allein gelassen: „Je länger die unklare Situation anhält, und je größer unsere Verluste werden, umso mehr werden wir vom Staat verlangen müssen, unsere finanzielle Situation abzufedern und uns Hilfe zukommen zu lassen.“