Wenn es schneit, sind sie weg
Im Winter wohnen Karl-Heinz und Inge Rohrberg auf Fuerteventura.
Laubach. Der ehemalige Feuerwehrmann Karl-Heinz Rohrberg zeigt sich auch im Privatleben entschlossen: „Viele sprechen darüber, wir machen es“, sagt der 63-Jährige und wechselt zusammen mit seiner Frau Inge alljährlich Ende Oktober das Revier. In Deutschland „ist es sehr kalt im Winter“, so Rohrbergs Begründung, warum er regelmäßig im Herbst in den Süden aufbricht.
Ihr jetziges Winterrefugium entdeckten die Rohrbergs bereits vor etwa 16 Jahren: Fuerteventura, eine der vegetationsärmsten Kanaren-Inseln. „Aber wer in einer Steinwüste nur eine Steinwüste sieht, ist selber schuld“, sagt Rohrberg. Wer eine lange Zeit auf Fuerteventura verbringt, freut sich im Gegensatz zu den normalen Urlaubern, die hauptsächlich zum Kitesurfen kommen, über jeden Regentropfen.
„Wenn es geregnet hat, ist es einfach toll: die Blumen, die Tiere, die Vulkanlandschaft — ein Traum“, freut sich Rohrberg und beschreibt das Glücksgefühl zu erleben, wie die Berge andere Farben annehmen. „Wir waren eigentlich die typischen Wanderer, die immer etwas Besseres, etwas Schöneres gesucht haben“, sagt Rohrberg.
Im einstigen kleinen Fischerort El Cotillo im Norden der Insel fanden sie ihre zweite Heimat. Dort mieten sie sich bereits zum zweiten Mal in eine moderne Wohnanlage ein, die oberhalb des Hafens an den Felsen gebaut ist. „Wenn man ein halbes Jahr vor Ort ist, braucht man nicht jeden Tag das Rauschen des Meeres.“ Durch die vielen Neubauten sei es sehr Multi-Kulti geworden, und heimische Insulaner treffe man nur noch wenige.
Inge Rohrberg über das Leben im Ausland
Dafür treffen sich alle Jahre wieder viele Amerikaner, Argentinier, Chilenen, Italiener, Deutsche, Holländer und Spanier vom Festland. Inge Rohrberg hat fleißig Spanisch gelernt. „Man kommt nur über die Sprache zu guten Kontakten“, sagt sie. Da werden regelmäßig Informationen ausgetauscht: Wo gehe ich einkaufen, welche Kreditkarten brauche ich, wo bekomme ich einen Angelschein, wo esse ich am besten? „Das ist eine richtige Info-Börse, die von vielen belächelt wird“, sagt Rohrberg.
Das hochgelobte Fischrestaurant La Vaca Azul (deutsch: Die blaue Kuh) muss man nicht lange suchen. Es liegt am alten Hafen von El Cotillo. Aber die besten der vielen kleinen Tapas-Bars ausfindig zu machen, ergibt sich häufig durch persönliche Kontakte. Andere Dinge entdeckt man erst, „wenn man mal in eine missliche Situation geraten ist“, sagt Rohrberg und meint damit etwa das Krankenhaus und die damit verbundenen finanziellen und bürokratischen Herausforderungen. Wer mehr als 45 Tage im Ausland ist, muss zum Beispiel eine private Auslandskrankenversicherung abschließen.
Ihren Wohnsitz behalten die Rohrbergs in Hessen. In Laubach hat Rohrberg 41 Jahre lang als Feuerwehrbeamter im Schichtdienst gearbeitet. „Der Beruf bleibt nicht in den Kleidern hängen“, sagt Rohrberg und freut sich auf den ganz getrennten Lebensabschnitt: „Jetzt genieße ich den Süden — die Freiheit, das Leben, die Sonne, das Licht.“
Ende Oktober hat die Reise begonnen. Zum ersten Mal mit dem Auto und gleich kombiniert mit einer Spanien-Rundfahrt. Mit dem Autoreisezug ging es bis nach Narbonne (Frankreich) und dann vom südspanischen Cadiz per Schiff über Lanzarote nach Fuerteventura. Rohrbergs: „Wir sind flexibel.“