Bajramaj auf der Suche nach der „alten Lira“

Düsseldorf (dpa) - In den Spots vor Anpfiff hat Fatmire Bajramaj die Hauptrolle, auf dem WM-Rasen ist sie bisher nur Nebendarstellerin, und abseits des Platzes gerät ihr Auftritt vereinzelt etwas dünnhäutig.

Der ersehnte erste Starteinsatz in ihrer Mönchengladbacher Heimat soll dem „Familienmensch“ nun die sportliche Seelenmassage bringen. Nach zwei Kurzeinsätzen mit gerade einmal 22 Minuten darf sich die 23-Jährige gegen Frankreich am Dienstag durch die Bänderdehnung von Melanie Behringer berechtigte Hoffnungen auf einen Platz in der Anfangsformation machen. „Es geht ein Wunsch in Erfüllung, da mal zu spielen“, sagte sie erwartungsfroh vor dem Showdown um den Gruppensieg im Borussia-Park.

Auch das Warten an der Seitenlinie in den Spielen gegen Kanada und Nigeria sei mit Vorfreude auf den Einsatz verbunden gewesen, beteuerte Bajramaj immer wieder. Dass die unverhoffte Situation als dritte Einwechselspielerin an ihr nagt, ist der Technikerin dennoch anzumerken. Im noblen Düsseldorfer Mannschaftshotel lehnt sie vor dem Pressetermin an der Wand, spielt gedankenverloren mit einer Apfelsaftflasche und schaut gelangweilt an die Decke. Auf wiederholte Nachfrage nach ihrer Bankrolle verliert sie auf dem Podium kurz die Contenance und blafft, während ihre Augen blitzen, zurück: „Was fehlt ihnen denn noch?“

Bajramaj selbst habe „die Leichtigkeit des Seins“ verloren, hatte Bundestrainerin Silvia Neid kurz vor dem Turnier das Leistungsloch der Dritten bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres 2010 erklärt. „Wir haben versucht, Lira ein bisschen den Druck zu nehmen, der ganz sicher auf ihr lastete“, erläuterte Neids Assistentin Ulrike Ballweg und sieht vor dem Frankreich-Spiel erste Besserung: „Wir haben das Gefühl, dass sie langsam Schritt für Schritt wieder die alte Lira wird.“

Zwar stand Bajramaj in den vergangenen drei Großturnieren einzig in einem bedeutungslosen Gruppenspiel bei der EM 2009 in der Startelf und wurde zwölfmal eingewechselt. Doch nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung galt sie als Stammkraft. „Dass sie bei der WM nur ein paar Minuten spielen würde, damit hatte sie nie und nimmer gerechnet“, gab Mimoza Bujupaj in ihrer „Westfalenpost“-Kolumne Einblick in das aktuelle Gemütsleben ihrer berühmten Cousine.

Dass Bajramaj die Werbe- und Medientermine vor der WM den Weg zu der erhofften früheren Leistungsfähigkeit verbaut hätten, weist Siegfried Dittrich zurück. „Das Problem ist die Behauptung, das würde ablenken. Es ist alles sehr, sehr gut dosiert abgelaufen“, betonte der Manager ihres neuen Clubs 1. FFC Frankfurt.

Die Analyse ihres früheren Trainers Bernd Schröder bei Turbine Potsdam, die Mittelfeldspielerin sei wegen dieses „ganzen Brimboriums“ im Team ausgegrenzt, konterte Bajramaj: „Er sagt Dinge, die total unüberlegt sind. Aber wir, vor allem ich, lachen nur darüber, was Herr Schröder sagt.“ Vor den Augen ihrer Verwandtschaft will Bajramaj jetzt auch über ihre eigenen Taten strahlen.