Kanada setzt auf Defensive - und Frau Sinclair
Berlin (dpa) - Ausgerechnet gegen den Weltmeister und Torfrau Nadine Angerer will Kanadas Fußball-Nationalheilige Christine Sinclair ihren Torfluch beenden und der DFB-Elf den Start in die Heim-WM vermasseln.
„Es wäre natürlich schön, wenn es gegen sie klappt. Aber, ehrlich gesagt, darüber denke ich nicht nach“, sagte die Spielführerin von Deutschlands Auftaktgegner Kanada im Berliner Olympiastadion.
Die 28 Jahre alte Ausnahmeathletin hat in 159 Länderspielen bislang 116 Tore erzielt, seit fünf Partien jedoch nicht mehr getroffen. Angerer hat beim Titelgewinn der deutschen Fußball-Frauen vor vier Jahren keinen einzigen Treffer kassiert und war auch in allen vier WM-Vorbereitungsspielen nicht zu überwinden.
Gegen den Titelverteidiger sind die Kanadierinnen am 26. Juni im ausverkauften Olympiastadion vor der europäischen Rekordkulisse von 73 680 Zuschauern klarer Außenseiter - und sehen genau darin ihre Chance. „Der Druck liegt bei denen. Wir haben nichts zu verlieren“, sagte Sinclair. Zwei Tage vor dem WM-Start stellte „der Michael Owen des Frauenfußballs“, wie die Angreiferin von Western New York Flash in den USA einmal genannt wurde, gemeinsam mit Kim Kulig eine Imagekampagne der FIFA vor. Doch für Freundlichkeiten und Gemeinsamkeiten ist bei der großen Ouvertüre am Sonntag kein Platz.
„Die werden sehr unangenehm zu Werke gehen. Wir nehmen Kanada auf jeden Fall ernst. Es wird eine große Herausforderung und ein sehr, sehr schweres Spiel“, sagte Kulig voller Respekt vor dem Weltranglisten-Sechsten und aktuellen Nordamerika-Meister.
Die italienische Trainerin Carolina Morace hat den Frauenfußball in der Eishockey-Nation Kanada modernisiert, umstrukturiert und professionalisiert. Im letzten Testspiel vor der WM feierte das Team einen 2:0-Erfolg über den Geheimfavoriten Nordkorea. In der Vorbereitung auf das Großereignis in Deutschland ließen die Nordamerikanerinnen um Superstar Sinclair mit vier Siegen aufhorchen.
„Wir sind die beste Auswahl, die es je gab. Ein Mix aus erfahrenen und jungen Spielerinnen, wir gehen mit viel Selbstvertrauen in dieses Turnier“, sagte die stille Sinclair tief unten im Bauch des Olympiastadions - und fügte leise, aber bestimmt hinzu: „Es wäre großartig, das beste Team der Welt zu bezwingen.“
Wie genau das gelingen soll? „Die ersten 15 bis 20 Minuten sind sehr wichtig für uns, da dürfen wir kein Tor kassieren. Und dann müssen wir im weiteren Spielverlauf immer an unsere Chance glauben“, sagte Sinclair - und dachte dabei vor allem auch an sich selbst.