Prinz bei Sieg nur auf Bank - „Nicht in Topform“

Mönchengladbach (dpa) - Ihre schöpferische Pause als Zuschauerin hat Birgit Prinz mit einem Lächeln hingenommen. Als sich die Rekordnationalspielerin um 20.34 Uhr zum ungewohnten Bankplatz aufmachte, winkte sie ins Publikum und scherzte mit Leidensgenossin Ariane Hingst.

Beim 4:2 (2:0)-Sieg der deutschen Fußball-Frauen im WM-Gruppenshowdown gegen Frankreich fehlte die 33-jährige Prinz am Dienstag erstmals seit 26 Partien in Serie in der Startformation. „Es sprach dafür, dass sie momentan nicht in Topform ist. Das sieht sie genauso“, sagte Co-Trainerin Ulrike Ballweg vor dem Anpfiff. „Wir wollten heute hier gewinnen, das heißt wir müssen mit den stärksten Spielerinnen beginnen.“

Während sich ihre Kolleginnen an der Seitenlinie warmliefen und Inka Grings als Prinz-Ersatz überzeugte, blieb der WM-Rekordschützin auch nach der Pause nur die Rolle als Anfeuerin. Nach den deutschen Treffern sprang sie auf und klatschte freudig ebenfalls Bundestrainerin Silvia Neid ab. Die verriet nach der Partie, dass sie ihre etatmäßige Stürmerin vorher gefragt habe, ob sie mental in der Lage sei, zu spielen. Prinz habe mit „Nein“ geantwortet. „Das zeigt, wie schlecht es der Birgit momentan geht“, sagte Neid nach dem Sieg.

Der Verzicht auf die Spielführerin in der Partie in Mönchengladbach muss allerdings nicht das vorzeitige WM-Aus und damit das vorgezogene Karriereende der 33-Jährigen bedeuten. Neid hat der zuletzt enttäuschenden Prinz jedoch offenbar klar gemacht, dass ihr eine Auszeit nach den bisher gezeigten Leistungen und der folgenden Kritik der Medien gut täte. „Ich denke, dass wir von Birgit bestimmt noch was sehen werden“, sagte Neid dann auch am späten Dienstagabend.

Statt der WM-Rekordtorschützin stürmte Grings in der Spitze und dürfte mit ihrem spritzigen Auftritt und zwei Treffern (32. Minute/68./Foulelfmeter) allerdings nur schwer zu verdrängen sein.

Auch bei der Ankunft im Borussia-Park wirkte Prinz locker und befreit, lief lachend mit der dritten Torhüterin Almuth Schult in die Kabine. Nach zuletzt sechs Spielen und 369 Minuten ohne Tor kam die Auszeit nicht mehr sonderlich überraschend. „Es ist der momentanen Situation geschuldet. Ich denke, dass sie eine Auszeit bekommt, um sie aus der Schusslinie zu nehmen“, sagte Siegfried Dietrich, Manager ihres Clubs 1. FFC Frankfurt, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.

Den Verzicht empfindet er keineswegs als Demontage der deutschen Rekordnationalspielerin, die in 214 Länderspielen 128 Tore erzielte. „Es ist auch eine Chance für sie, sich danach zu rehabilitieren. Ich bin sicher, dass sie im Viertelfinale wieder dabei ist. Und ich denke, sie kann der Mannschaft mit ihrer Erfahrung bei der WM noch helfen“, sagte Dietrich, der der erfolgreichsten Fußballerin einen „würdigen Abschied“ wünscht.

Nach der WM ist Schluss, das hatte Prinz bereits weit vor dem Heim-Turnier angekündigt. Allerdings wollte sie ihre fünfte WM „einfach genießen“ und am liebsten mit dem dritten Titel abtreten. Ob es nun noch ein persönliches Happy End für sie geben wird, ist nur noch schwer vorstellbar.