Töpperwien: Männer- und Frauenfußball 2 Paar Schuhe

Düsseldorf (dpa) - Die Fußball-WM der Frauen ist in vollem Gange - und damit auch die Diskussionen: Wer spielt den schöneren Fußball, die Frauen oder die Männer? Und ist der Frauenfußball mit dem der Männer zu vergleichen?

Düsseldorf (dpa) - Die Fußball-WM der Frauen ist in vollem Gange - und damit auch die Diskussionen: Wer spielt den schöneren Fußball, die Frauen oder die Männer? Und ist der Frauenfußball mit dem der Männer zu vergleichen?

„Nein! Das geht nicht und das sollte man auch nicht“, sagt dazu Sabine Töpperwien, Sportchefin des WDR 2 und erfahrene Sportjournalistin, im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Frau Töpperwien, wieso sind Sie gegen einen Vergleich von Männer- und Frauenfußball?

Töpperwien: „Es ist die selbe Sportart mit den selben Regeln, aber dennoch sind das zwei paar Schuhe. Wenn man die Frauen immer wieder mit den Männern vergleicht, wird man ihnen nicht gerecht - egal wie toll sie Fußball spielen.“

Es heißt, der Frauenfußball sei langsamer und nicht so athletisch wie der der Männer.

Töpperwien: „Dieser Vergleich erinnert an die großen Zeiten des Tennissports. Steffi Graf und Boris Becker waren zeitgleich Weltspitze. Hätte man damals die beiden gegeneinander antreten lassen, hätte Steffi Graf immer verloren - alleine wegen der körperlichen Voraussetzungen. Das Männer-Tennis war immer athletischer, dynamischer und schneller. Wenn man jetzt hier die Frauen und Männer verglichen hätte, hätte Steffi Graf immer gelost. Da man das Frauen-Tennis aber als eigenständigen Sport betrachtet hat, ist Steffi Graf ein absoluter Weltstar, eine mega-tolle Sportfrau geworden, so wie sie es auch verdient hat. So sollte es auch beim Frauenfußball sein.“

Dennoch, gibt es überhaupt keinen Unterschied?

Töpperwien: „Die physischen Voraussetzungen sind so unterschiedlich, dass ich finde, dass jeder auf seine Art etwas Besonderes hat: Bei den Männern ist es die Athletik, das Körperbetonte, das Kämpferische. Der Frauenfußball hat andere Raffinessen als der Männerfußball. Sie haben eine sehr schöne Technik entwickelt. Das ist fantastisch, wie die Top-Fußballerinnen inzwischen mit dem Ball umgehen können. Sie sind auch athletischer geworden, der Ball läuft mehr, da ist mehr Taktik im Spiel.“

Was ist das Besondere an dieser Frauen-WM?

Töpperwien: „Das ganz Besondere an dieser WM ist, dass sie in Deutschland stattfindet, dass sie auf ihre eigene Art ein ganz großer Erfolg sein und ihren eigenen Weg finden wird. Viele sprechen mich an und fragen: "Wird es jetzt ein zweites Sommermärchen 2006 geben?" Nein, wird es nicht! Das können und sollten wir auch nicht erwarten, weil es ein ganz eigenes Ereignis ist. Die Mädels und auch die Trainerinnen haben es verdient, auf eigenen Beinen ein ganz besonderes Ereignis zu schaffen und nicht verglichen zu werden. Ich bin auch gespannt, ob ihnen das gelingen wird.“

Kommentiert man Frauenspiele anders?

Töpperwien: „Nein, das ist quatsch. Es gibt schlechte Männerspiele, die wenig dynamisch sind und langweilig. Aber die gibt es auch bei den Frauen. Es hängt von der Klasse des Spiels und der Klasse der Beteiligten ab. Grundsätzlich ist das Kommentieren eines Spieles immer eine Herausforderung.“

Ihre Erwartung an die Frauen-WM?

Töpperwien: „Ich habe eine hohe Erwartung. Ich hoffe, dass das Wetter mitspielt und dass die deutsche Nationalmannschaft dem Druck standhält, ins Finale kommt und Weltmeister wird. Das wäre phänomenal. Ich hoffe, dass der Funke überspringt, denn dann könnten auch Menschen, die dem Frauenfußball kritisch, distanziert und bis jetzt uninteressiert gegenüberstehen, seine Attraktivität erkennen.“