Fragen und Antworten Will Infantino die FIFA wirklich verkaufen?
FIFA-Präsident Gianni Infantino plant offenbar im Geheimen den Ausverkauf des Fußball-Weltverbandes. Es geht um eine Milliarden-Intrige. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist der Vorwurf?
Infantino, das wirft ihm die „Süddeutsche Zeitung“ in einem Bericht zumindest vor, soll seit Monaten Öffentlichkeit und Entscheidungsgremien der FIFA täuschen. Es geht dabei um einen 25-Milliarden-Dollar-Deal. Diese Summe bietet angeblich ein Finanzkonsortium dem Weltverband für die Einführung zweier neuer Wettbewerbe: einer neuen Club-WM und einer globalen Nations League. So zumindest stellte es Infantino im März 2018 dem FIFA-Council dar. Die Dokumente, die SZ und WDR vorliegen, sollen jedoch belegen, dass Infantino in Wahrheit zahlreiche Rechte an die Investoren verkaufen will.
Was würde das bedeuten?
Das Finanzkonsortium hätte damit einen erheblichen Einfluss auf den Weltfußball und das Sagen über dessen künftige Vermarktung. Das Paket soll Digital- und Archiv-Rechte, Filme und Videos, Satelliten- und Netzübertragungen, Merchandising und Spielrechte, jede Produktion in High Definition und 3-D-Format sowie Computerspiele beinhalten. Alles „Virtuelle und jedes Format, das noch weltweit entwickelt wird“. Auch Rechte an künftigen Weltmeisterschaften sollen mit einbezogen sein. Die Investoren würden zudem das Recht erhalten, „gemeinsam mit der FIFA zukünftige Turniere zu schaffen und zu organisieren sowie deren Rechte zu vermarkten“, zitiert die Zeitung aus einem Papier mit dem Namen „Term Sheet“. Am Ende stünde ein Ausverkauf sämtlicher Rechte der FIFA.
Wer sind die ominösen Investoren?
Darüber schweigt Infantino bisher. Laut Informationen der „SZ“ und des „WDR“ soll es sich um britische Investmentbanker mit engen Kontakten nach Saudi-Arabien handeln. Dies lege den Verdacht nahe, dass auch geopolitische Motive eine Rolle spielen. So könnte der Wüstenstaat, der im Zuge der Ermordung des regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul gerade weltweit in der Kritik steht, künftig Einfluss auf wichtige Entscheidungen im Weltfußball haben.
Was würde das Ganze Infantino bringen?
Auf den ersten Blick scheint das Ganze verwunderlich. Der FIFA-Boss würde seine Institution extrem schwächen und zu einer bloßen Hülle werden lassen. Er selbst allerdings soll in der neuen Firma, in die das Rechtepaket überführt werden soll, als Aufsichtsratschef vorgesehen sein. Der Schweizer steht nach zahlreichen Affären unter Druck. Seine Wiederwahl 2019 scheint nicht sicher.
Wieso zögerte das Council?
Infantino legte das Angebot dem Council des Weltverbandes, in dem unter anderen DFB-Präsident Reinhard Grindel sitzt, im März vor. 60 Tage Bedenkzeit wollten laut Infantino die Investoren gewähren. Das Council vertagte die Entscheidung dennoch, zu groß war offenbar die Skepsis. Alle vier Jahre erlöst die FIFA mit einer WM fünf Milliarden Dollar. Wieso also sollten zwei neue Turniere von geringerer Attraktivität 25 Milliarden wert sein?
Wie geht es weiter?
Das Council gründete bei einem Treffen im Oktober in Kigali eine „Task Force“. Diese soll ihre Arbeit bereits aufgenommen haben und mit Vertretern der FIFA und der sechs Konföderationen bei einer Telefonkonferenz erstmals über die Machbarkeit der neuen Wettbewerbe gesprochen haben. Bis zum nächsten Treffen des FIFA-Rates im März in Miami will es die Möglichkeit der Turnierformate prüfen. Es beschränkt sich bei der Bewertung aber auf die sportlichen Aspekte und lässt die monetären außer Acht, heißt es.
Was sagt die FIFA dazu?
Die teilte nur mit, dass das sogenannte „Therm Sheet“ veraltet sei und nur eines von vielen Hunderten wäre, das im Umlauf sei. Dagegen spräche laut „SZ“, dass der langjährige Hausjurist der FIFA, Marco Villinger, sowie sein Stellvertreter Jörg Vollmüller in einer internen Expertise vor der Umsetzung dieser Pläne gewarnt haben, weil sie „erhebliche Risiken und Nachteile“ für die FIFA bergen würden. Beide sind nicht mehr bei der FIFA.