Bach rechtfertigt Kurs in russischem Doping-Skandal

Rio de Janeiro (dpa) - Russlands Athleten bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 müssen angesichts der Enthüllungen über staatlich gedecktes Doping um Medaillen und sportliche Karriere fürchten.

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Auf seiner Abschlusspressekonferenz zu den Sommerspielen in Rio de Janeiro sagte IOC-Präsident Thomas Bach: „Sie können sicher sein, dass alle Dopingproben von allen russischen Athleten überprüft werden, und zwar auf Doping und auf Manipulation.“

Die IOC-Disziplinarkommission sei schon dabei, Material zu sammeln. Sollte sich die Vorwürfe weiter erhärten lassen, will Bach durchgreifen: „Wir reden über Disqualifikation, die Neuverteilung von Medaillen, den Ausschluss von den Spielen, den Ausschluss von künftigen Olympischen Spielen.“

Die IOC-Führungsspitze um Bach steht in der Kritik, nach der Veröffentlichung des sogenannten McLaren-Berichts die russische Olympia-Mannschaft nicht von Spielen in Rio ausgeschlossen zu haben.

Der unabhängige Ermittler Richard McLaren hatte für die Welt-Anti-Doping-Agentur Beweise zusammengetragen, dass russische Athleten mit staatlicher Hilfe bei den Winterspielen in ihrer Heimat betrogen hatten. Russland war die erfolgreichste Nation mit insgesamt 33 Medaillen. Die WADA hatte aufgrund des McLaren-Berichts dem IOC den kompletten Ausschluss Russlands von den Rio-Spielen empfohlen.

Einen Tag vor der Abschlussfeier zog Bach dort Bilanz und rechtfertigte erneut den Umgang mit dem russischen Doping-Skandal. Das IOC hatte einen Bann für die ganze Mannschaft Russlands abgelehnt und stattdessen eine Einzelfallprüfung vorgenommen. Jeder russische Athlet habe das Recht gehabt, seine Sauberkeit nachzuweisen, betonte Bach.

Bis auf die Leichtathleten, die vom Weltverband IAAF wegen nachgewiesenen systematischen Dopings nahezu komplett ausgeschlossen waren, traten dann etwa 280 russische Sportler an. Russland lag am Samstag auf Platz fünf des Medaillenspiegels.

Auch die anhaltende Kritik am IOC, die russische Doping-Kronzeugin Julia Stepanowa nicht in Rio starten zu lassen, wies Bach wieder zurück. Eine Änderung der entsprechenden IOC-Statuten und eine Ausnahme für sie seien nach Ansicht der Ethikkommission „nicht angemessen“ gewesen. „Wir haben ihr Unterstützung angeboten“, sagte Bach, auch was die Fortsetzung ihrer Karriere betreffe. Das IOC würdige den Beitrag der Informantin.

Stepanowa war selbst in das von ihr beschriebene systematische Dopingsystem verwickelt. Sie und ihr Mann Witali halten sich nach ihren Enthüllungen an einem unbekannten Ort auf. Die Aussagen der 800-Meter-Läuferin hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur Beweise für die russischen Dopingpraktiken zusammentragen konnten. Auf Grundlage dieses sogenannten Pound-Berichts waren Russlands Leichtathleten in Rio ausgeschlossen worden.

Stepanowa hatte zuletzt mehrfach gesagt, sie habe Angst um ihr Leben. Dazu sagte Bach: „Wir sind nicht verantwortlich für die Gefahren, denen Frau Stepanowa ausgesetzt sein mag.“

Insgesamt zeigte sich Bach mit den ersten Olympischen Spielen in Südamerika sehr zufrieden und ließ Kritik an organisatorischen Pannen in Rio nicht gelten. „Diese Spiele wurden nicht in einer Luftblase organisiert, sondern in einer Stadt mit sozialen Problemen und Unterschieden“, sagte er. „Das Leben ging weiter während der Spiele. Es war gut, dass die Spiele nah an der Realität waren und nicht irgendwie isoliert.“