Bach trotz 1:7: „Bewunderung für brasilianisches Team“
Lausanne (dpa) - Auch IOC-Präsident Thomas Bach konnte es nicht fassen. Leger mit einem blauen Pullover gekleidet verfolgte er auf dem Sofa eines Hotels in Lausanne vor dem Fernseher das sensationelle 7:1-Schützenfest der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Brasilien.
„Deutschland war die bessere Mannschaft, doch ich habe eine Menge Respekt und Bewunderung für das brasilianische Team und seine Fans“, sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit Mitgefühl für den im WM-Halbfinale gedemütigten Gastgeber.
Bei den ersten beiden Treffern durch Thomas Müller und Miroslav Klose war er noch freudig aufgesprungen, blieb aber nach dem 3:0 durch Toni Kroos mit ernster Miene sitzen. „Es ist nicht nur ein Schock für Brasilien, sondern für jeden“, meinte Bach zum spektakulären K.o. der Seleção. Nach dem Abpfiff nahm er Carlos Nuzmann, Organisationschef der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, tröstend in die Arme. Der Brasilianer berichtete am Mittwoch vor der IOC-Exekutive über den Stand der Vorbereitungen auf die Sommerspiele in zwei Jahren.
Einen negativen Effekt auf das nächste Sportgroßereignis am Zuckerhut erwartet Bach trotz der unfassbaren Pleite nicht. „Die Welt hat überrascht gesehen, dass die Fußball-WM in Brasilien gut organisiert wurde und es eine sportliebende Nation ist“, erklärte der frühere Weltklassefechter. „Beides ist eine gute Botschaft für die Spiele.“
Beeindruckt hat den 60-Jährigen auch das Verhalten der Zuschauer in der Arena von Belo Horizonte. „Die brasilianischen Fans haben bis zum Schluss hinter ihrer Mannschaft gestanden“, sagte Bach. „Ich habe es in Stadien schon anders erlebt, als beim 0:5 die Ränge leer waren.“
Der einstige Hobby-Fußballer hofft jetzt auf ein versöhnliches WM-Ende. „Ich drücke Brasilien nun die Daumen im Spiel um Platz drei“, sagte Bach, der zum WM-Endspiel nach Brasilien reist. Zurückhaltend äußerte sich der deutsche IOC-Präsident über die Chancen des deutschen Teams im Finale. „Jedes Spiel beginnt bei 0:0 - auch das Finale“, sagte Bach. „Es gibt keinen Grund für die deutsche Mannschaft, selbstgefällig zu sein. Sie kann aber selbstbewusst in das Endspiel am Sonntag gehen.“
Dass die Stimmung im südamerikanischen WM-Land nun rapide sinkt, erwartet der Ober-Olympier nicht. „Nein, ich denke, es wird das Gegenteil sein“, meinte Bach. „Es gibt diese schwarzen Tage, es ist schade, doch so etwas passiert.“ Immerhin habe Brasilien auf Superstar Neymar und Kapitän Thiago Silva verzichten müssen. „Neymar ist zurzeit im brasilianischen Team nicht zu ersetzen - vor allem, wenn das gegnerische Team so gut spielt und so gut trifft.“