Bühne frei für die größte Show der Welt

London (dpa) - Die Sonne strahlt, die Stimmung steigt, die Spannung ist auf dem Höhepunkt: Bühne frei für die „größte Show auf Erden“, wie Londons Bürgermeister Boris Johnson die Olympischen Spiele in seiner Stadt nennt.

10 500 Sportler stehen in den Startlöchern, 20 000 Journalisten berichten in alle Welt. Allein die Eröffnungsfeier am Freitag wird „das größte Fernsehereignis, das dieses Land je gesehen hat“, sagt Organisationschef Sebastian Coe.

Für die Zeremonie, künstlerisch gestaltet von Star-Regisseur Danny Boyle, erwartet Coe vier Milliarden Zuschauer in aller Welt - mehr als die Hälfte der Menschheit. Nach einer Studie des Institutes Ipsos interessieren sich 65 Prozent der Erdbevölkerung für das Ereignis in London. Das größte Geheimnis ist noch immer nicht gelüftet: Wer entzündet das olympische Feuer. Bei den Buchmachern ist weiter der fünfmalige Ruder-Olympiasieger Sir Steve Redgrave der Favorit.

Die zehn Jahre langen Vorbereitungen für das Projekt London 2012 liefen nicht immer störungsfrei. Die Sicherheit der Spiele war von Anfang an ein Thema, schon am Tag nach der erfolgreichen Bewerbung am 6. Juli 2005 wurde die frischgebackene Olympiastadt von einem verheerenden Terroranschlag geschüttelt - 52 Menschen starben. Seitdem wird in London fieberhaft gearbeitet.

Premierminister David Cameron zog am Tag vor der Eröffnungsfeier einen Schlussstrich unter die Debatte um Bemühungen von Polizei, Militär und Geheimdiensten: „Ich denke, als Premierminister sollte ich persönlich die Verantwortung dafür tragen“, sagt er. 18 200 Soldaten, 9500 zusätzliche Polizisten und 7000 private Sicherheitskräfte sorgen für Sicherheit und Ordnung, ein Kriegsschiff, Raketen und Kampfjets sollen abschrecken, Millionen von Überwachungskameras lassen kaum einen Winkel Londons unbeobachtet.

Die große Militärpräsenz, vor allem aber der Bau der nagelneuen Sportstätten um das postmoderne Velodrom, den stilvoll geschwungenen Aquatic Centre und das abends geheimnisvoll illumminierte Olympia-Stadion mit 80 000 Zuschauerplätzen haben 9,3 Milliarden britische Pfund verschlungen. 46 000 Menschen haben an den Bauten gearbeitet, zwei Millionen Tonnen kontaminierter Boden wurden gewaschen.

Für Cameron und seine Regierung ist die Investition lohnend. 13 Milliarden Pfund will er nach Berechnungen von Experten mit Olympia verdienen - ganz abgesehen von dem neuen Park und den tausenden Wohnungen inklusive Schule, Kraftwerk und Krankenhaus, die allesamt auf der einst völlig vernachlässigten Industriebrache im Londoner East End entstanden sind. „Wir wollen Spiele abliefern, die diese Stadt besser machen, die unser ganzes Land besser machen und die die Welt besser machen - weil sie Menschen zusammenführen“, sagt Cameron.

Um sie auch wirklich zusammenzubringen, hat Großbritannien in den vergangenen sieben Jahren 6,5 Milliarden Pfund in sein überaltertes Nahverkehrssystem investiert. Dennoch verging in der Woche vor Beginn der Spiele kein Tag, an dem nicht Züge, Busse und sogar Seilbahnen wegen technischer Probleme stehen blieben. Mal brach eine Schiene, mal war ein Signal gestört, mal fiel ein Computer aus.

Premierminister Cameron nimmt die Befürchtungen vor einem riesigen Verkehrskollaps vor den Augen der Welt gelassen: „Es ist sicher einfacher, Olympische Spiele im Nirgendwo auszurichten, statt in einer der lebhaftesten Städte der Welt.“

Mehrere Millionen Menschen werden zusätzlich zu den acht Millionen Londonern in die Stadt kommen. Der Nahverkehrsbetrieb Transport for London geht von bis zu drei Millionen Fahrten und einer Million Menschen zusätzlich aus. 8,8 Millionen Tickets sind für die olympischen Wettbewerbe in 26 Sportarten verkauft.

Die Spiele sind nicht vollkommen ausverkauft, Einzelkarten für die teuren Kategorien von 1600 und 2012 Pfund gab es am Donnerstag laut BBC sogar noch für die Eröffnungsfeier. Für das Fußballturnier, das auch in Städten wie Manchester, Cardiff und Glasgow stattfindet, wurden sogar die Kapazitäten zurückgenommen. „Fußball ist bei Olympischen Spielen immer ein Thema“, sagt Sebastian Coe dazu.