De Maizière vor Sotschi-Reise: „Bescheidener machen“
Berlin (dpa) - Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat vor seiner Reise nach Sotschi den Gigantismus der Olympischen Spiele kritisiert. „Man muss Olympia wieder bescheidener machen“, sagte der auch für den Sport zuständige CDU-Politiker in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“.
Er drängt daher den neu gewählten Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, entsprechende Schritte einzuleiten. Es sei zu begrüßen, dass sich das IOC frage, ob die Vergabekriterien noch die richtigen sind, sagte de Maizière.
Zugleich plädierte der Bundesinnenminister dafür, die Kritik am IOC wegen der Vergabe der Spiele nach Russland zu mäßigen. „Es ist ziemlich leicht, eine Vergabe zu kritisieren und als Oberlehrer der Welt aufzutreten. Besser ist es, sich zunächst einmal an die eigene Nase zu fassen“, meinte er. „Wir können und sollten als Politiker vom IOC nicht mehr verlangen, als wir selber in unseren bilateralen Beziehungen zu tun bereit sind.“
De Maizière besucht im Gegensatz zu Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel die Winterspiele im Kaukasus. Auch Politiker aus anderen Ländern haben sich entschlossen, Olympia fernzubleiben. „Wenn Politiker zu Sportveranstaltungen gehen, wird oft kritisiert, dass sie das tun. Wenn Politiker absagen wie jetzt, dann ist die Kritik teilweise noch lauter“, sagte der Minister. „Ich finde, man muss in beiden Fällen maßvoll sein. Übrigens haben ja sogar Politiker abgesagt, die gar nicht eingeladen waren.“
Trotz der mit den Sotschi-Spielen verbundenen Kritik an der Umweltzerstörung, dem Homosexuellen-Gesetz oder den horrenden Kosten von rund 37,5 Milliarden Euro verteidigte er seine Reise: „Alle diese Themen würden nicht dadurch besser oder schlechter werden, führe ich nicht.“ Solche Spiele könnten doch auch dazu beitragen, ein Licht auf das Land zu werfen, in dem sie stattfinden. „Das ist manchmal erfreulich, manchmal unerfreulich“, sagte de Maizière. Allerdings räumte er ein: „Was Sotschi betrifft, stimmt natürlich nachdenklich, wenn die Kosten fast höher sind als die Kosten für die fünf vorangegangenen Winterspiele zusammen.“
Unterdessen kündigte de Maizière an, sich bald um die Einführung eines Anti-Doping-Gesetzes zu kümmern: „Wir werden das machen.“ De Maizière betonte allerdings, dass es aus seiner Sicht dabei auch verfassungsrechtliche Aspekte zu bedenken gebe. „Wir müssen die Frage des Betruges allgemein klären, dann die Frage, wer betrügt, und die Frage eines daraus resultierenden Vermögensschadens“, erklärte er. „Das ist rechtsstaatlich nicht leicht zu lösen.“
Das Begehr des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nach einer Erhöhung der jährlichen staatlichen Förderung von rund 130 Millionen Euro lehnt de Maizière nicht so kategorisch wie sein Vorgänger ab. Er habe mit dem neuen DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann vereinbart, darüber öffentlich nicht zu reden, bis der Sportetat für 2014 aufgestellt sein wird. Zugleich ließ er durchblicken, „partnerschaftlich auch über Veränderungen sprechen“. De Maizière: „So und nicht anders.“