Der Countdown läuft: Endspurt um Olympia 2022
München (dpa) - Der Endspurt ist eröffnet. Vor den mit Spannung erwarteten Bürgerentscheiden am Sonntag über eine Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2022 haben Gegner und Befürworter ihr Ringen um jede Stimme noch einmal verstärkt.
Nach der kaiserlichen Hilfe von Franz Beckenbauer blickte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper voller Optimismus auf das Wähler-Votum. Umweltschützer warnten dagegen erneut vor den ökologischen Folgen der Mammutveranstaltung.
Bayerns Staatskanzleiministerin Christine Haderthauer rief beide Seiten auf, das Ergebnis vom Sonntag zu akzeptieren. „Die Entscheidung über die Bewerbung liegt jetzt bei den Bürgern: Wir alle sollten das Votum respektieren!“ Konkurrenz für München kam unterdessen aus China und der Ukraine: Nach der kasachischen Stadt Almaty reichten auch Peking mit dem 200 Kilometer entfernten Zhangjiakou als Co-Gastgeber und das ukrainische Lemberg offiziell ihre Bewerbungen um das Winterspektakel in neun Jahren ein.
„Ich bin schon zuversichtlich, weil es eine Mehrheit in dieser Region mit dem Wintersport-Gen gibt“, sagte Vesper auf einer Veranstaltung der Olympia-Befürworter in der bayerischen Landeshauptstadt. Die Mobilisierung bleibe aber ein „Unsicherheitsfaktor. Als altes politisches Schlachtross weiß ich auch, dass es leichter ist, gegen als für etwas zu werben“, sagte der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Bei einem Scheitern des Votums sieht er schwarz: „Klar ist, dass dann eine solche Bewerbung für lange Zeit nicht möglich wäre.“
Das wäre den Umweltschützern natürlich nicht unrecht. „Olympische Spiele als größte und immer noch größere Wintersportveranstaltung der Welt sind für die bayerischen Alpenorte nicht tragbar und einfach einige Nummern zu groß“, warnte der Landesbeauftragte Richard Mergner vom Bund Naturschutz. Das Ringe-Fest mache „immense Eingriffe“ in der Natur des bayerischen Alpenraums unvermeidbar, bemängelten die Olympia-Gegner fünf Tage vor dem Votum. „Unüberschaubare soziale und finanzielle Risiken“ seien vorprogrammiert.
„NOlympia“-Vertreter Axel Doering zog gar den Vergleich mit dem Finanzdebakel am neuen Berliner Flughafen. „Die Kosten für Olympische Spiele sind mindestens so unbeherrschbar“, kritisierte der Gegner. „Diesen Risiken dürfen wir unsere Heimatorte im sensiblen Alpenraum mit seiner grandiosen Natur nicht aussetzen.“
Auch im Landtag wird die politische Auseinandersetzung immer schärfer. Die Grünen bekräftigten am Dienstag ihre Bedenken, die Freien Wähler und auch die SPD ihre Unterstützung. Ein Hauptstreitpunkt sind die Verträge mit dem IOC, die die Veranstalter abschließen müssten. So verlange das IOC Steuerfreiheit für seine Milliardengewinne. „Die Politik bemüht sich, Steueroasen auszutrocknen, und das IOC bringt die Steueroase in das Land, in dem die Spiele ausgetragen werden“, kritisierte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann die „Knebelverträge“. Die Freien Wähler warfen den Grünen prinzipielle Neinsagerei vor.