Die Kopfhörer der Sportler: Rap im Ohr, Goldmedaille im Blick
Unter den Sportlern ist es Mode, sich mit kostspieligen Kopfhörern zu schmücken.
Düsseldorf. Zugegeben, wäre Michael Phelps einen halben Meter kleiner, hätte mit Schuhgröße 48,5 keine paddel-ähnlich geformten Füße und würde nicht wie ein Besessener trainieren, dann würde die Musik auch nichts nützen. Dennoch ist sie nicht ganz unbeteiligt an den bislang 20 Goldmedaillen des 27 Jahre alten Schwimmstars aus den USA.
Etliche Male wiederholt sich diese Prozession der Schwimmer. Bevor sie mit verspiegelten Brillen zu den Startblöcken am Beckenrand schreiten, sitzen sie konzentriert auf den weißen Plastik-Stühlen im Warteareal. Auf lästiges Geplänkel mit den Konkurrenten kann Phelps verzichten. Deshalb hat er immer seine wuchtigen Kopfhörer dabei. Sie sind so unverzichtbar für ihn wie die 12 000 Kalorien, die er am Tag angeblich isst — und im Becken direkt wieder verbrennt. Mit stampfender Rap-Musik von 50 Cent oder Lil Wayne schirmt sich der Sportler vor dem Wettkampf von der Umgebung ab und bringt sich so auch mental auf Goldkurs.
Mittlerweile haben diese Kopfhörer Kultstatus erreicht. Das wohl beliebteste Modell bei den Sportlern ist „Beats by Dr. Dre“. Nicht nur amerikanische Athleten tragen sie, sondern auch der britische Torhüter Jack Butland oder Sprinter Usain Bolt.
Für die Hersteller der kostspieligen Kopfhörer — ein Paar kostet zwischen 160 und 300 Euro — ist es unbezahlbare Werbung. Und zudem völlig kostenlos. „Es ist eine Art neue Weltordnung. Du platzierst Produkte in Echtzeit“, sagte der amerikanische Werbefachmann Mike Lescarbeau in der New York Times.
Bislang sind die Kopfhörer offenbar den strengen Augen der Olympia-Funktionäre entgangen. Sie eliminieren ansonsten jegliche Marken-Schriftzüge, die nicht offiziell die Spiele sponsern. Selbst auf dem Toilettenpapier-Haltern wird der Name des Herstellers mit Klebeband unsichtbar gemacht.