Endspurt im Duell der Olympia-Bewerber
Düsseldorf (dpa) - Nichts ist entschieden, alles ist offen. Dies versichert jedenfalls DOSB-Präsident Alfons Hörmann vor dem Endspurt bei der Wahl der deutschen Bewerberstadt für die Olympischen Spiele 2024.
Bei der Sitzung der Führungscrew des Deutschen Olympischen Sportbundes am Montag und Dienstag in Frankfurt/Main soll noch keine Vorentscheidung fallen, ob Berlin oder Hamburg ins Rennen geschickt wird. „Es wäre sinnlos, das zu tun“, erklärte Hörmann. „Wir wollen uns erst einmal ein Bild verschaffen und in einem ehrlichen und redlichen Prozess die Dinge darstellen.“
Bereichert wird die Analyse des bisherigen Wettstreits der beiden Städte allerdings um einen wichtigen Baustein: Bei den Beratungen wird das mit Spannung erwartete Ergebnis der vom DOSB in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage zur Stimmung innerhalb der Bevölkerung an Elbe und Spree vorliegen. „Es kann sein, dass man an der Umfrage viel festmachen kann, es kann auch ein anderes Szenario geben“, erklärte Hörmann. „Wenn man es bei der Umfrage an 50 Prozent festmacht, können auch 48 Prozent eine höchst ermutigende Zahl sein.“
Zunächst will die DOSB-Spitze auf Grundlage eines 102-seitigen Leitfadens die Gewichtung von Kriterien wie Gesamtkonzept und Vision, Kosten und Finanzierung, Nachhaltigkeit und Umwelt, Olympisches Dorf, Paralympics, Sportstätten, Transport und Unterstützung der Bevölkerung vornehmen. „Es wird nicht ein entscheidendes Element geben, es wird eine ganzheitliche Entscheidung sein“, sagte Hörmann.
„Beide Städte können es werden. Beide haben hervorragende Konzepte vorgelegt, beide könnten es. Die Konzepte sind unterschiedlich, aber sie sind beide sehr, sehr gut“, urteilte DOSB-Vorstandsschef Michael Vesper, für den die Umfrage aber ein Wegweiser ist, „weil wir nur dort hingehen möchten, wo Olympia auch wirklich gewollt ist“. In einer in dieser Woche veröffentlichten Meinungsumfrage im Auftrag des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) und der „Berliner Morgenpost“ lag Berlin mit 34 Prozent der Stimmen knapp vor Hamburg (30). 20 Prozent der Befragten lehnten Olympische Spiele in Deutschland generell ab.
Als Lehre aus dem Scheitern der Münchner Winterspiele-Bewerbung für 2022 am Bürger-Widerstand ist in der Haupt- und in der Hansestadt das Gespräch mit der Bevölkerung gesucht worden. „Beide Städte haben wesentlich engagierter und professioneller in dieser Frühphase kommuniziert, vorbereitet und den Dialog gesucht, als es ehedem in München der Fall war“, resümierte Hörmann.
Offiziell gekürt wird der deutsche Olympia-Kandidat auf der Mitgliederversammlung des DOSB am 21. März. Die Entscheidung, ob es Berlin oder Hamburg sein wird, trifft das DOSB-Präsidium aber am 16. März allein. Um letzen Rat einzuholen, hat Hörmann die Verbandsvorsitzenden zu einem Treffen am Tag davor eingeladen. Außerdem wird es Stunden vor dem präsidialen DOSB-Entscheid noch ein Gespräch mit Experten vieler gesellschaftlicher Bereiche geben. „Ich gehe davon aus, dass die Argumente der Spitzenverbände ernst genommen werden“, hofft Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.
„Gremien wie die der Spitzenverbände oder der Experten zu versammeln und sich nur berieseln zu lassen, wäre unverantwortlich und nicht unser Stil, wie wir arbeiten wollen“, erklärte Hörmann. Vielmehr sollen Argumente ausgetauscht und versucht werden, „eine gemeinsame Sichtweise zu entwickeln“. Schließlich soll bei der festlichen Versammlung am 21. März in der geschichtsträchtigen Frankfurter Paulskirche mit einer Demonstration der Einheit der Startschuss für die internationale Kampagne gegeben werden.
„Man braucht für so ein Projekt sicher ein klares Votum“, sagte Hörmann. „Denn der Weg zum Erfolg wird sicher ein steiniger werden.“ Endstation wäre im Sommer 2017 Lima: Auf dem Kongress des Internationale Olympische Komitees (IOC) wird die Olympia-Stadt für 2024 gewählt.