Erste Medaillen für deutsche Olympia-Starter

Rio de Janeiro (dpa) - Der Bann ist gebrochen: Am vierten Wettkampftag durften Deutschlands Olympia-Starter endlich die ersten Medaillen bejubeln. Vor allem Vielseitigkeitsreiter Michael Jung räumte kräftig ab.

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Gut zwei Stunden nach Silber mit dem Team holte er sich wie vor vier Jahren in London Gold im Einzel. Sportschützin Monika Karsch wurde im Wettbewerb mit der Sportpistole Zweite.

Jung hatte mit seiner Nullrunde im Team-Wettbewerb zugleich die Führung im Einzel-Klassement übernommen. Als letzter Starter im Olympia-Park Deodoro behielt er erneut die Nerven und kam ohne Strafpunkte ins Ziel. Silber ging an den Franzosen Nicolas Astier, Bronze an den Amerikaner Phillip Dutton mit Mighty Nice. „Einfach unglaublich“, sagte Jung. „Das ist ein sehr spezieller Moment für mich.“

„Man darf ruhig das Wort historisch benutzen. Für ihn gehen die Superlative aus“, lobte Dennis Peiler, Sportchef beim Reitsportverband FN, den deutschen Topreiter. Zuvor hatte Jung gemeinsam mit Doppel-Weltmeisterin Sandra Auffarth, Ingrid Klimke und Julia Krajewski aus Warendorf hinter Frankreich Silber im Team-Wettbewerb gewonnen.

Pure Freude herrschte auch auf der Schießanlage bei Monika Karsch. Zwar verlor die 33-Jährige aus Regensburg das Final-Match gegen die Griechin Anna Korakaki mit 6:8, doch Rang zwei war viel mehr als erwartet. „Wahnsinn, das ist wirklich ein Traum“, jubelte sie.

Slalom-Kanute Sideris Tasiadis verpasste dagegen die erhoffte Medaille. Der Augsburger Wildwasserpaddler musste sich im Canadier-Einer mit dem fünften Platz begnügen. Ein Leichtsinnsfehler kostete ihn die Medaille. „Ich bin schon enttäuscht“, räumte Tasiadis nach seinem Malheur ein. Gold gewann der Franzose Denis Gargaud Chanut.

Gute Neuigkeiten gab es von Deutschlands Handballern, die nach dem 32:29 gegen Polen auf dem besten Weg in Richtung Viertelfinale sind. Das haben Tennisspielerin Angelique Kerber und Laura Siegemund bereits erreicht. Australien-Open-Siegerin Kerber hatte beim 6:0, 7:5 gegen die Australierin Samantha Stosur nur im zweiten Satz Mühe, Siegemund gewann 6:4, 6:3 gegen die Belgierin Kirsten Flipkens.

Dabei hatte der Dienstag erneut mit schlechten Nachrichten aus dem deutschen Lager begonnen. Der leichte Männer-Vierer verpasste als drittes deutsches Boot die Qualifikation für das olympische Ruder-Finale. Zuvor waren bereits die beiden Doppelzweier ausgeschieden.

Auch für die deutschen Judokas geht es in Rio ernüchternd weiter. Die frühere Europameisterin Martyna Trajdos verlor in der Klasse bis 63 Kilogramm ebenso gleich ihren ersten Kampf wie Sven Maresch in der Kategorie bis 81 Kilogramm.

An der Tischtennisplatte ereilte Dimitrij Ovtcharov - wie tags zuvor bereits Timo Boll - das Aus. Der Europameister und Bronzemedaillen-Gewinner von London 2012 unterlag im Viertelfinale seinem Clubkollegen und Freund Wladimir Samsonow aus Weißrussland mit 2:4-Sätzen.

Noch am Dienstagmorgen hatte der Chef de Mission die deutschen Athleten gegen die erste Kritik am Abschneiden in Schutz genommen. „Wir gewinnen bei Olympia gemeinsam, wir verlieren gemeinsam“, sagte Michael Vesper im Deutschen Haus von Rio. Unter den 423 Athleten gebe es zahlreiche junge Sportler, die zum ersten Mal bei den Spielen antreten.

„Jeder, der selbst Sport getrieben hat, weiß, dass man vor allem die Jungen im Team unterstützt, auch wenn es mal nicht so gut läuft“, meinte Vesper. „Auf keinen Fall darf man sie verächtlich machen, sondern gerade sie verdienen Respekt für ihre Leistungen, die sie überhaupt nach Rio gebracht haben.“