Rugby-Frauen bejubeln olympische Premiere
Rio de Janeiro (dpa) - Australiens Frauen waren außer sich vor Freude, als hätten sie bei der olympischen Premiere von Siebener-Rugby gleich in doppelter Hinsicht Gold gewonnen.
Einerseits sorgte der hart erkämpfte 24:17-Finalsieg über Neuseeland für große Begeisterung, obendrein werteten die Olympiasieger aber auch das dreitägige Turbo-Turnier in Rio de Janeiro an sich als herausragenden Erfolg. „Wir haben hier gleichermaßen die Werte von Rugby und Olympia vertreten und damit den Grundstein für eine sehr nachhaltige Zukunft von Siebener-Rugby bei den Olympischen Spielen gelegt“, kommentierte der australische Coach Tim Walsh voller Optimismus.
Leistungsträgerin Shannon Parry präsentierte sich überwältigt von der Entwicklung, die Frauen-Rugby in den vergangenen Jahren genommen habe. „Dieses Turnier hat das enorme Wachstum unseres Sports gezeigt“, befand sie. „Als ich mit diesem Sport angefangen habe, war alles noch sehr klein. Jetzt aber bin ich Olympia-Starterin und Profi-Rugbyspielerin, ich kann mein Hobby als Vollzeitjob ausüben“, berichtete die 26-Jährige. Ihre Teamkollegin Ellia Green bilanzierte: „Wir haben australische Geschichte und Rugby-Geschichte geschrieben!“
Großer Vorteil von Siebener-Rugby: Es kommt nie Langeweile auf, zu keiner Zeit. Im Gegensatz zum klassischen Format bilden nicht 15, sondern nur sieben Spieler ein Team. Die Größe des Feldes bleibt gleich, die Spielzeit aber wird deutlich reduziert. Was dazu führt, dass viel weniger taktiert werden kann als üblich. Wer angreift, hat deutlich größere Chancen auf Punkte - die Zuschauer freut's. Und wer verliert, der muss nicht lange auf seine nächste Chance warten: Sechs Spiele in drei Tagen hatten die besten Rugby-Frauenteams im Nordwesten Rios zu bewältigen. Auch das Männerturnier funktioniert nach demselben Turbo-Prinzip.
„Das ist ein Tag, auf den die Rugbywelt und der Weltverband stolz sein können“, urteilte Weltverbandschef Brett Gosper. „Wir haben lange auf diesen Moment gewartet. Es ist spektakulär, hier zu sein.“ Die Neuseeländerin Sarah Goss hofft durch die olympische Präsentation von Frauen-Rugby auf einen weltweiten Effekt: „Wir sind hierher gekommen, um ein Vermächtnis zu hinterlassen, um mehr Frauen und Kinder weltweit zum Rugbyspielen zu bringen“, sagte sie mit Blick auf die weiter gewaltigen Unterschiede zwischen Männer- und Frauen-Rugby.
Einziger Haken: Die Zuschauerzahlen in der gut 15 500 Zuschauer fassenden Arena waren nicht wirklich berauschend. Auch beim Finale am Montagabend (Ortszeit) blieben viele Plätze leer. Gosper hofft, dass die Rugby-Männer zu ihren Finalspielen mehr Brasilianer anlocken können. „Ich denke, wir haben vernünftige Zuschauerzahlen, würden aber gerne noch ein paar mehr Leute hier sehen“, sagte er der BBC.