Hamburg geht ins Olympia-Rennen - einige Hürden warten
Frankfurt/Main (dpa) - Die Entscheidung ist gefallen: Hamburg soll deutscher Bewerber für die Sommerspiele 2024 werden. So lautet die Empfehlung des Präsidiums des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Doch es ist noch ein weiter Weg mit vielen Hürden für die Hansestadt, um auf der IOC-Session 2017 zur Olympia-Stadt gekürt zu werden. Die Auswahl von Hamburg ist bislang lediglich eine Empfehlung des DOSB-Präsidiums. Kann die DOSB-Mitgliederversammlung am Samstag in der Frankfurter Paulskirche die Empfehlung noch kippen?
Theoretisch ja, praktisch nein, zumal die Sportfachverbände sich bei ihrer internen Abstimmung bereits klar positioniert haben - mit 18:11 Stimmen für Hamburg. Vier Funktionäre votierten für beide Städte. Die Wahl am Wochenende ist vielmehr ein symbolischer und festlicher Akt, um den Startschuss für die Hamburger Bewerbung einzuläuten.
Welche Rolle spielt die geplante Bürgerabstimmung im September in Hamburg?
Eine ganz entscheidende. Der DOSB will nach dem Debakel mit München und den Winterspielen nur mit einem „Ja“ der Bürger ins internationale Rennen gehen. Bei einer Forsa-Umfrage hatten sich 64 Prozent der Bevölkerung für Hamburg ausgesprochen. Die Zustimmung in der Hansestadt ist zuletzt gestiegen. Doch Vorsicht ist geboten: Bei der Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022 war bei Umfragen die Zustimmung auch stets über 50 Prozent, am Wahltag setzten sich aber die Olympia-Gegner durch, die offensichtlich ihre Anhänger besser mobilisieren konnten. Deshalb kündigte DOSB-Präsident Alfons Hörmann an, dass man in ständigem Dialog mit den Bürgern und der Öffentlichkeit bleiben werde.
Wie hoch sind die Kosten einer Hamburger Bewerbung?
Unter Einbeziehung von Planungs- und Kostenrisiken sowie Preissteigerungen bis zum Jahr 2024 beziehungsweise 2028 geht der Senat von Investitionen in Höhe von 2,09 beziehungsweise 2,17 Milliarden Euro aus. Nicht eingerechnet seien Kosten für die Infrastruktur wie Straßen und Bahnen - in bislang unbekannter Höhe. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind laut Handelskammer jene rund drei Milliarden Euro, welche das Internationale Olympische Komitee (IOC) für die Spiele selbst aufwenden muss.
Wie sieht das Konzept aus?
Hamburg propagiert die Spiele der kurzen Wege. Zentrum des Sportspektakels soll eine „Olympic City“ auf einer Elbinsel, dem Kleinen Grasbrook, werden. Auf dem derzeit mit Gewerbe bebauten Gelände sind auf rund 775 000 Quadratmetern ein Olympiastadion mit 70 000 Plätzen, eine Olympia-Halle und ein Schwimmstadion geplant. Außerdem soll dort das Olympische Dorf mit rund 3000 Wohnungen etwa 17 500 Athleten und Offiziellen Platz bieten. Sämtliche Wettkampfstätten sollen in einem Radius von zehn Kilometern liegen. In den vorläufigen Plänen sind aber auch eine Reihe von möglichen Außenstandorten in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern erwähnt.
Wie geht es bei einer Zustimmung der Bürger weiter?
Bis zum 15. September muss die deutsche Kandidatur für die Ausrichtung der Olympischen Spiele beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell angemeldet werden. Im Frühjahr 2016 wählt das IOC-Exekutivkomitee dann die Kandidatenstädte aus. Zum Jahresbeginn 2017 müssen alle Kandidatenstädte die Bewerbungsunterlagen beim IOC einreichen. Der Ausrichter der Spiele wird im Sommer 2017 auf der Session in Perus Hauptstadt Lima gewählt.
Welche Chancen hätte Hamburg auf internationaler Ebene?
Der DOSB setzt auf die IOC-Agenda 2020, wonach der Gigantismus der Spiele etwas eingedämmt werden soll. Dafür bietet Hamburg gute Voraussetzungen. Aber als Favorit gilt Boston, Rom ist auch ein ernsthafter Kandidat. Dazu will Paris einsteigen. Die französische Hauptstadt hatte bei der Bewerbung für 2012 knapp gegen London verloren und will 2024 exakt nach 100 Jahren wieder das Sommer-Spektakel ausrichten. Auch Budapest, Istanbul, Doha, Baku und eine australische Stadt sind im Gespräch. Schwierig ist für Hamburg vor allem aber die Konstellation, dass Deutschland 2024 wohl den Zuschlag für die Fußball-EM erhalten wird. Zwei Großereignisse innerhalb weniger Monate scheinen eher unwahrscheinlich.
Was passiert, wenn Deutschland vom IOC nicht zum Gastgeber der Spiele 2024 gekürt wird?
Im Falle eines Scheiterns für 2024 hat der DOSB eine erneute Bewerbung mit Hamburg für die Spiele 2028 avisiert.