Hamburg nun deutscher Olympia-Bewerber - „Keine Angst“
Frankfurt/Main (dpa) - Nach dem kraftvollen Start der deutschen Bewerbung mit Hamburg um die Olympischen Spiele und Paralympics 2024 steht nun ein Marathon mit ungewissem Ausgang bevor.
„Das ist ein Anlass zur Freude und zur Erleichterung“, kommentierte Präsident Alfons Hörmann nach der einstimmigen Kür der Hansestadt auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in der Frankfurter Paulskirche. „Nach einem fairen Wettbewerb gab es ein einhelliges Votum. Alle Bedenken sind vom Tisch. Es ist eine faszinierende Chance für das ganze Land.“
Der Mitbewerber Berlin war in einer Vorauswahl des DOSB-Präsidiums am Wochenanfang gegen die Elbmetropole unterlegen, die nun alle der 410 Stimmen der Delegierten erhielt - und keinen Widerspruch mehr. „Hamburg dürfte nun Feuer und Flamme auch außerhalb der Stadtgrenzen entfachen“ meinte Hörmann. Sportdeutschland stehe vor einem Aufbruch. „Lassen sie uns, hanseatisch formuliert, zu neuen Ufern aufbrechen.“
Der DOSB-Chef betonte, dass Deutschland sich an der Reformagenda des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) orientieren wolle. Diese kann sich erstmals 2024 auswirken und hat weniger Gigantismus und mehr Transparenz zum Ziel: „Wir wollen Vorbild für eine olympische und paralympische Zukunft werden.“ In fünf bis sechs Wochen will der DOSB auch entscheiden, wo die olympischen Segelwettbewerbe ausgetragen werden sollen: Kiel, Lübeck und Rostock-Warnemünde sind die Kandidaten.
Als „große Geste“ bezeichnete es Hörmann, dass Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller selbst in die Paulskirche kam. Der SPD-Politiker versicherte in seiner kurzen Ansprache Hamburg die Unterstützung der Bundeshauptstadt, gab aber zu, die Niederlage nicht überwunden zu haben: „Es tut immer noch etwas weh.“ Zur Schmerzlinderung stellte Hörmann in Aussicht, dass Berlin Austragungsort für eine olympische Ballsportart werden könnte.
Allen Grund zur Freude und zum Stolz hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz. Er sprach von einer „großen Ehre“ für die Stadt und meinte, dass es nach den Sommerspielen 1972 an der Zeit sei, Olympia nach Deutschland zu holen. „Es kann nicht sein, dass alle begeistert Olympische Spiele schauen, aber uns nicht zutrauen, sie zu organisieren. Wir können das“, versicherte Scholz.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière warnte aber, dass die Entscheidung für Hamburg nur der „erste Schritt eines langen Weges“ sei, machte aber der Stadt und dem DOSB auch Mut. „Wir werden eine starke und sehr konkurrenzfähige Bewerbung haben“, sagte er. „Wir wollen es maßvoll und klug machen“, erklärte der CDU-Politiker. „Wir Deutschen haben jedoch eine Menge zu bieten. Also, keine Angst vor Mitbewerbern wie Rom, Paris oder Istanbul.“
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird im Sommer 2017 in Lima/Peru über die Sommerspiele-Stadt für 2024 entscheiden. Als mögliche Konkurrenten von Hamburg gelten neben Boston und Rom auch Budapest, Doha, Paris, Istanbul und eine australische Stadt. Als Favorit für die Austragung der XXXIII. Olympischen Spiele gilt Boston. Offen ist, wie sich der fast sichere Zuschlag für die Fußball-EM ebenfalls für 2024 auf die Spiele-Kandidatur auswirkt.
Falls es Hamburg im ersten Anlauf nicht schaffen sollte, ist ein zweiter Versuch für 2028 vorgesehen. Deutschland war 1936 in Berlin und 1972 Schauplatz von Sommerspielen. Bewerbungen für 2000 mit Berlin und 2012 mit Leipzig waren nicht erfolgreich gewesen.
Deutschland muss bis zum 15. September Hamburg als Kandidatenstadt beim IOC anmeldet. Allerdings sollen die Bürger im Herbst bei einem Referendum in der Hansestadt das letzte Wort zur Bewerbung haben. Bei einer Forsa-Umfrage hatten sich zuletzt 64 Prozent der Hamburger für Olympia in ihrer Stadt ausgesprochen. Für den DOSB ist Zustimmung der Bevölkerung entscheidend, nach dem Scheitern die Bewerbung von München für die Winterspiele 2022 am Bürgerwiderstand scheiterte.