Olympia-Botschafter Alexander Otto: Motor für den Sport
Hamburg (dpa) - Normalerweise drängt sich Alexander Otto nicht in den Vordergrund. Wie andere hanseatische Unternehmer trägt er gut sitzende Anzüge, Krawatte, die Haare - leicht angegraut - sind zum Seitenscheitel gekämmt.
Doch am Montagabend gab es für den sonst so zurückhaltenden Hamburger kein Halten mehr. Der 47-Jährige jubelte, leger gekleidet, mit seinen Gästen über den Zuschlag des DOSB-Präsidiums für Hamburg als Deutschlands Olympia-Bewerber. „Es ist wirklich überwältigend“, sagte Otto. Wegen seines unermüdlichen Engagements für das Großereignis trägt er schon den Titel „Erster Olympia-Botschafter“. Er will sich einen Herzenswunsch erfüllen.
Der sportbegeisterte Hamburger entstammt der Otto-Dynastie. Er ist der jüngste Sohn des Versandhausgründers Werner Otto aus dritter Ehe. Ein Halbbruder ist Michael Otto, Aufsichtsratschef der Otto Group und Hamburgs Ehrenbürger. Alexander Otto führt seit 15 Jahren das vom Vater vor 50 Jahren gegründete Unternehmen ECE. Es managt rund 200 Shopping-Zentren quer durch Deutschland und Europa. Für jährlich rund 3,5 Milliarden Euro wird gebaut, darunter auch Hotels und Wohnungen.
Bei 4,3 Millionen Besuchern täglich in den ECE-Konsummeilen weiß er, was ein olympischer Gästeansturm bedeuten würde. Und Otto kann mit Kritik umgehen. Schließlich wurden nicht überall in der Republik ECE-Bauten willkommen geheißen. Es gab Widerstand, wenn der Einzelhandel und Lokalpolitiker Angst vor Verdrängung hatten. Unaufgeregt hält der ECE-Chef seinen Kritikern vor, was sie an Investitionen wider die Verödung versäumt haben. Auch beim Olympia-Projekt will er die Skeptiker überzeugen. „Wir müssen die Bevölkerung informieren und mitnehmen. Das ist ganz wichtig“, sagte Otto und mahnte, mit Gegnern fair umzugehen.
„Wir können in Hamburg sehr stolz sein, dass wir die Kampagne bisher ohne einen einzigen Cent öffentliches Geld angehen konnten“, sagte der Harvard-Absolvent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
„Höflich, freundlich, respektvoll“ - so wird Otto oft beschrieben. Manager schätzen seinen scharfen Verstand und Weitblick. Dass er sich am Bau von Olympia-Stätten beteiligen könnte, steht für Otto nicht im Vordergrund. „Mir ist wichtig, dass das Verfahren unantastbar ist. Deshalb würde ich das eher zurückhaltend sehen.“ („FAZ“). Bei seinen Mitarbeitern ist er nicht mehr so reserviert, sie können ihn duzen.
Der Vater von vier Kindern gewinnt Kraft aus seiner Familie und dem Sport - Ski und Tennis sind seine Leidenschaft. Aber auch den Hamburgern kommt sein Sportsgeist zugute. Eine Arena für Eis- und Ballsport stellte er Freizeit- und Spitzensportlern (HSV-Handballer, Hamburg Freezers) bereit. Mit Ottos Finanzhilfe wurde der Schweizer Tennis-Champion Roger Federer 2013 für das zuvor schwächelnde Traditionsturnier am Rothenbaum verpflichtet - ein Glanzpunkt.
Den sportlich wie finanziell angeschlagenen HSV-Fußballern ließ das Ex-Aufsichtsratsmitglied Otto jüngst zehn Millionen Euro für den Bau eines Nachwuchsleistungszentrums zukommen. „Wenn wir einige Jahre Geduld haben, werden wir den HSV womöglich wieder oben sehen.“ Otto wurde dafür vom Verein gefeiert. Mit seiner Frau Dorit engagiert sich der Kunstliebhaber für die Hamburger Kunsthalle. 15 Millionen Euro spendete das Paar für die Modernisierung. Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner sprach von einem „historischen Augenblick“. Das wäre auch Olympia in Hamburg.