„Immer greifbarer“: Heynen tüftelt an Olympia-Masterplan
Berlin (dpa) - Vor dem für Olympia wegweisenden Wochenende der deutschen Volleyballer posierte auch Bundestrainer Vital Heynen geduldig mit den Fans.
Nach dem vorzeitigen Einzug ins Halbfinale bei der Qualifikation von Berlin absolvierte der WM-Dritte am Donnerstag eine öffentliche Einheit und lud die treuesten Anhänger in die Max-Schmeling-Halle ein. Nach der Foto-Session saß Heynen während des Trainings an seinem Laptop und arbeitete längst den Masterplan für die Finalspiele und damit das Sehnsuchtsziel Rio aus. „Olympia ist das Allergrößte“, betonte Heynen unlängst.
2012 führte der Belgier die Deutschen schon nach London. Nach zwei klaren Vorrundensiegen hat der EM-Achte bereits das Halbfinale sicher. Das abschließende Duell in Gruppe A am Freitag (20.00 Uhr) gegen Weltmeister Polen wird nur noch Aufschluss geben, auf welchen Brocken Heynens Mannschaft bei dem hochkarätig besetzten Turnier am Samstag (16.30 Uhr) trifft.
Selbst Rang zwei und drei eröffnen noch gute Aussichten auf eine Dienstreise nach Brasilien. Denn diese Platzierungen garantieren die Teilnahme an einem letzten - aber deutlich schwächer besetzten - Turnier ab Mitte Mai in Japan. „Die Chance wird immer greifbarer, spürbarer“, sagte Stefan Hübner.
Der Vereinstrainer der SVG Lüneburg war 2008 noch als Spieler bei der Olympia-Qualifikation dabei, 2012 dann als Assistent von Heynen. „Er ist ein akribischer Arbeiter mit großer Qualität“, beschrieb Hübner seinen Chef. „Sehr klar und strukturiert“ sei der Vater dreier Töchter etwa in Taktikfragen. „Vital weiß auch, wie er Geschichten verkaufen muss. Das macht ihn für mich aber nicht aus.“
Die Marketing-Qualitäten Heynens sind beachtlich. So lud der redegewandte 46-Jährige seine Spieler etwa in der Vorbereitung auf die EM 2015 zu einer „Höllenwoche“ ein - 24 Stunden im Wald inklusive. Die Pressekonferenz vor der Olympia-Qualifikation funktionierte der Entertainer in eine improvisierte Lotterie um und ließ einen Journalisten Lose mit den drei besten Teams ziehen.
„Alles, was Vital macht, hat Hand und Fuß“, sagte Mittelblocker Philipp Collin, der Heynen sportlich viel zu verdanken hat und von ihm auch bei Tours VB trainiert wird.
„Vital hat die Nationalmannschaft auf ein neues Niveau gehoben. Er ist ein anerkannter Fachmann, medial gewandt und erzählt nicht nur Blödsinn“, lobte Star-Diagonalangreifer Georg Grozer einmal seinen Coach. „Wie er die Balance zwischen Jung und Alt hinbekommt, das ist bemerkenswert. Er hat ein sehr gutes Händchen.“
Anders wären Heynens Erfolge mit den Deutschen auch kaum zu erklären. 2012 führte er Grozer & Co. zu Platz fünf bei Olympia, im Herbst 2014 gewann sein Team in Polen die erste WM-Medaille seit 44 Jahren, 2015 glückte der Gewinn der Europaspiele in Baku. So etwas gelang nicht einmal Trainerlegende Stelian Moculescu.
„Ein Ziel muss von innen heraus kommen, aus der Tiefe“, betonte Heynen, der seine Mannschaft mit natürlicher Autorität führt und ein Meister der Motivation ist. Nicht umsonst zählen Seminare für Führungskräfte zu seinem breiten Portfolio.
Selbst dem so extrovertierten und umgänglichen Heynen gelingt aber nicht alles. Die EM in Bulgarien und Italien im vergangenen Herbst verlief nicht nach Wunsch. Mit dem Einzug ins Viertelfinale wurde zwar das Minimalziel erreicht, Rang acht war für den WM-Dritten dann aber doch eine Enttäuschung.
„Wir waren gedanklich schon bei der Olympia-Qualifikation“, begründete Heynen das durchwachsene Abschneiden in Sofia. Mit einer umstrittenen Personalrochade in der Vorrunde hatte sich der Mann aus Maaseik außerdem noch den Unmut einiger Spieler zugezogen. „Für den Erfolg musst du versuchen, alles zu tun“, räumte Heynen ein. Dieses Mantra könnte nun das Ticket nach Rio einbringen.