IOC kürt Kandidaten für Olympia 2022: München schaut zu

Düsseldorf (dpa) - Der Kreis ist klein geworden. Almaty, Oslo und Peking sind die drei verbliebenen Bewerber für die Olympischen Winterspiele 2022.

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Das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wird aller Voraussicht nach die drei Städte am Montag in Lausanne zu offizielle Kandidaten küren. Anfang der Woche hatte das IOC verkündet, dass Lwiw wegen der politischen Krise in der Ukraine, die Bewerbung zurückzieht und sie auf 2026 vertagen will. Allerdings bleibt auch Oslo ein Wackelkandidat.

Die norwegische Regierung will erst im Herbst endgültig entscheiden, ob die Hauptstadt weiter im Olympia-Rennen bleibt. Den vorzeitigen Rückzug haben zuvor schon Stockholm, Krakau und München angetreten. In diesen Städten hatte sich jeweils die Bevölkerung gegen Olympia ausgesprochen.

„Gerade mit dem Vorteil der verlorenen Bewerbung 2018 hätten wir eine Superchance gehabt“, bedauert Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), den durch ein Bürgervotum erzwungenen München-Rückzug. Nun plant der DOSB recht schnell schon einen neuen Anlauf mit Berlin oder Hamburg. Die beiden Städte haben Interesse an der Ausrichtung der Sommerspiele 2024 angemeldet.

Dass der Bewerberkreis für die olympische Winter-Edition 2022 so geschrumpft ist, ist für Vesper kein Indiz für eine ähnliche Krise wie 1984. Vor 30 Jahren wollte niemand die Sommerspiele haben. Erst Los Angeles machte mit rein privatwirtschaftlich finanzierten Spielen Olympia wieder attraktiv. Man müsse unterscheiden zwischen Sommer- und Winterspielen, weil für letztere nur drei Kontinente infrage kämen, meinte Vesper: „Es muss Eis und Schnee geben! Deshalb wird es auch künftig weniger Bewerbungen für Winterspiele geben.“

Im Falle eines Ausstiegs von Oslo würde wohl Almaty in der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan in die Favoritenrolle rücken. Die Messestadt war 2011 schon Ausrichter der Asien-Winterspiele. Dass Peking Olympia kann, hat es im Sommer 2008 bewiesen. Allerdings ist das Skigebiet 200 Kilometer entfernt in Zhangjiakou gelegen. Ein Schnellzug soll gebaut werden, um die Reisezeit auf 40 Minuten zu verkürzen

Es spricht nicht nur die erhebliche Distanz zu den Hängen und Pisten gegen Pekings Kapitale. Vielmehr würde es das IOC gern vermeiden, nach 2018 in Pyeongchang/Südkorea (Winter) und 2020 in Tokio (Sommer) ein drittes Mal in Folge einem Land in Ostasien den Zuschlag zu geben. Die Entscheidung über die Ausrichtung fällt auf der 127. IOC-Session am 31. Juli 2015 in Kuala Lumpur.

Um das Dilemma der Wahl ohne große Auswahl in Zukunft zu vermeiden und Olympia nach dem Multi-Milliarden-Aufwand für die Sotschi-Spiele wieder für nicht so solvente Interessenten attraktiver zu machen, ist ein Reformprozess im IOC im Gange. 14 Arbeitsgruppen haben im Juni neun Tage über Vorschläge für die von IOC-Präsident Thomas Bach auf dem Weg gebrachte „Agenda 2020“ beraten. Was dabei herausgekommen ist, wird auch in der kommenden Woche in der Ringe-Exekutive diskutiert werden.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat große Erwartungen an den Reformen, die auch das olympische Bewerbungsverfahren betreffen. Sie sollen „noch mehr Lust auf Olympia machen“, hofft er - vor allem auch in Deutschland, das mit Berlin oder Hamburg von dem möglichen Aufwind profitieren will. Das IOC will die „Agenda 2020“ am 8./9. November auf der außerordentlichen Session verabschieden. Bis zum Herbst 2015 muss der DOSB das Interesse für eine Bewerbung beim IOC bekunden.